Samstag, 22. März 2008

Kann man "gute" Wissenschaftsblogs "messen"? Welche "Messinstrumente" gibt es im Web 2.0?

Eine erste Antwort auf das letzte Posting habe ich bei "Arkion" gefunden. Er setzt sich in seinem Beitrag am 30. August 2007 mit der Frage auseinander (DBC = Deutsche Blogcharts). Dabei geht es noch um die nichtwissenschaftlich orientierte Blogszene:

Blogcharts und wieso das alles Unsinn ist
Die deutschen Blogcharts wurden gekapert und die ganze Netzwelt diskutiert. Aber irgendwie ist das am Ende doch alles Unsinn und für umsonst…

Grundsätzlich beweist die DBC Diskussion aber nur folgendes: Es gibt einfach keine wirklich objektive Zählweise der Beliebtheit deutscher Blogs. Beliebtheit läßt sich weder durch Besuche, noch durch Links messen. Hits, Visits, Links sind alles Fragmente aus der Netzwelt, die keinen wirklichen Wert mit sich bringen, schon alleine, weil sie sich mit Leichtigkeit manipulieren lassen.[...]Und wenn morgen jemand eine Liste der beliebtesten Blogs veröffentlicht, in welcher die Beliebtheit durch eine ganz andere Zählweise ermittelt wird, warum nicht? [...]
Hey, und es freut mich auch, wenn ich sehe, daß der Arkion.DE Technorati Rang nach oben klettert oder die Pageviews ansteigen. Aber, läßt sich das in einen direkten Zusammenhang mit Beliebtheit setzen? Wohl kaum. Was weiß ich, wo die Pageviews herkommen? Täglich landen Menschen auf dieser Seite, weil sie irgendwas in Richtung Popart gesucht haben. Ist Arkion.DE ein Kunstblog? Nö… Ich wäre ziemlich dumm, wenn ich diese Hits also auf steigende Beliebtheit zurückführen würde [...]

Bei der Technorati Favoriten Kaperei hab ich nur teilgenommen, weil ich die Idee einfach witzig fand, und weil sie ein eindrucksvollen Beweis geführt hat, daß sich jedes Rankingsystem im WWW manipulieren läßt. Genauso, wie die Blog Community längst von Menschen unterwandert wurde, die das Medium Bloggen nur nutzen, weil es gerade im Trend liegt und man es besser für Kommerz nutzen kann, als durch den Aufbau einer herkömmlichen Webseite [...]
Also, stoppt diese Diskussion über die verschiedenen Charts und widmet Euch wieder Themen, welche wirklich interessant und relevant sind. Letztendlich gibt es eh nur zwei Möglichkeiten für die Blogchartbetreiber: Entweder die Erkenntnis, daß auch die eigene, geliebte Liste nur eine subjektive Betrachtung und unter diesen Voraussetzungen weitermachen, oder den Kahn versenken, so wie es beispielsweise Blogscout diese Woche getan hat.

Frohes Bloggen allerseits! (Zitat Ende)

Die "Verlinkung als Messinstrument"
Die Verlinkung ist also das einzige! Messinstrument der Charts. Sie hängt auch von der Auswahl der Blogthemen ab:

Wo werden sozialwissenschaftliche und insbesondere politische Themen am meisten verlinkt.

Hauptsächlich Blogger verlinken Blogger. Dabei wird in verschiedenen Social-Bookmarking-Systemen verlinkt:
Und wer verlinkt? Die Leser oder Blogschreiber?
Wohl eher die Blogschreiber: Ich verlinke z.B.bei del.icio.us ;-) - aber wie gesagt - Seiten, welche Themen enthalten, über die ich selbst schreibe. So kann ich meinen Lesern zu einem Thema eine Google-Suche ersparen. Sie können gleich von meinem Blog weiter lesen. Da ich ja die Blogthemen dauerhaft in meinem Feedreader habe, brauche ich keine weiteren Links ;-)

Technorati
Und wer bewertet dann die Blogs in den Charts? Zunächst nur jene, welche bei Technorati gelistet sind und ihre Links dann auch dort hochladen. Es handelt sich also eher um "Benutzer" der Blogthemen.










Es gibt natürlich den Effekt, dass bereits gut bekannte Blogs häufiger besucht werden, daher öfter verlinkt werden. Wären die Nutzer nicht so träge, könnte dies zu einem exponentiellen Wachstum führen. Man denke dabei an das allseits bekannte "Schachbrettbeispiel".

Anbei ein paar unernste Tipps - allerdings u.U. durchaus mit ernstem Hintergrund für alle diejenigen, welche bei den nächsten "Charts" dabei sein wollen ;-)
  • 1. Die Wissenschaftsblogger setzen Links auf interessante Beiträge eines Blogkollegen, weil er auch etwas zum Thema schreiben möchte. D.h. je breiter ein Thema von vielen Bloggern "ausgelutscht" wird, um so mehr "Authority-Punkte" sammeln diese Blogger.
  • 2. Dann gibt es noch richtige "Cleverchen": um bekannter zu werden, verlinkt bzw. trackbackt man populäre Blogs. Damit steigt auch die eigene "Authority". Ach ja, wer in die Charts will, sollte auch nicht bei Blogger.com bloggen, denn dort gibt es (noch) keine Trackback-Funktion ;-)
  • 3. Die Community "verlinkt" automatisch vor allem unter sich, denn dank etlicher Bloggertreffen und Blogkontakte u.ä. kennt man sich ja. Und wenn nun eben diese Charts-Spiele bekannt sind....ja dann geht das so: "verlinkst du mich....dann verlink ich dich". Solche Spielchen wurden übrigens bereits schon aus Spass tatsächlich durchgeführt: “Pimp my Technorati Authority”-Blogkette
  • 4. Verlinkungen schafft man auch indem man eigene Beiträge aus den Blogs hochlädt und diese mit entsprechenden Tags verlinkt. Gibt auch mehr "Authority".
  • 5. Ganz raffinierte schaffen sich zwei oder mehr Technorati-Zugänge. Damit lässt sich die "Authority" gegenseitig hochtreiben.

Noch Fragen?
Wie kommt der "Authority-Wert" bei Technorati zustande?
So genau weiß das keiner. Nur Eines scheint sicher. Ein schlechter "Authority-Wert" lässt sich ändern. Siehe die Tipps oben. Jedoch habe ich in einigen Postings auch Klagen darüber gelesen, dass die technorati-Technik nicht wie erwartet reagiert hat.....

Wo kann überall verlinkt werden? Social-Bookmarking:

Ist "Technorati" das einzige Sozial-Bookmarking-System?
Nein. Jedoch wer in die Charts möchte, sollte sich zukünftig auf Technorati spezialisieren und seine Bookmarks dorthin verlagern. Wenn er Glück hat, danken das die verlinkten Bloginhaber wieder mit eigenen Verlinkungen auf Deine Seite ;-) Zuviel Arbeit? - tja dann eben keine Chartsaussichten.....


Interessante Ausführungen zu den zahlreichen Social-Bookmarking-Portalen kann man beim "WebKritiker" finden - dabei gehört wohl Technorati nicht einmal zu den Spitzenreitern:
Erfahrungsbericht : Social Bookmarking Portale und Fortsetzung: Erfahrungsbericht : Social Bookmarking Portale Teil 2

Wie man sehen kann, wurden bei den "Wissenschaftsblog-Charts 03/2008" nur aus einem Bruchteil der vorhandenen "Erfassungssysteme" von Verlinkungen eine Chartsliste geschaffen.
Wie hoch die echten "Marktanteile" von Technorati sind? Weiß keiner.....
Wieviel Prozent der Social-Bookmarks bedient Technorati? Weiß auch keiner.....

Und was macht der "schlichte" Leser, jene Personen für welche der Wissenschaftsblogger eigentlich schreibt?
Verlinkt er Interessantes bei Technorati oder anderen Social-Bookmarking-Seiten? Eher nicht.
Der eigentliche Wissenschaftsblogleser besucht direkt bestimmte Blogs oder nutzt einen Newsfeed. Oder liege ich hier falsch?

Insofern ist die Wissenschaftsblog-Charts Liste nichts anderes als eine Technorati-Authority-Rangliste, welche in keinerlei Hinsicht eine "Hitliste" darstellt. Das wirft die Frage auf, ob Wissenschaftsblogs - angesichts mangelnder Messinstrumente - überhaupt eine Chartsliste aufstellen sollten?

Klar ist: die Technorati-Authority-Rangliste wird auf "populärwissenschaftliche" Weise erstellt - sie genügt nicht den einfachsten wissenschaftlichen Messkriterien.

Es liegt nun an den Bloggern selbst, sich zu fragen, ob sie sich als Repräsentant der Wissenschaft und wissenschaftlicher Methoden verstehen und auf dieser Basis Wissenschaftsblogging betreiben, oder ob sie nichts anderes tun, als tausende andere Blogger, welche sich außerhalb der Wissenschaftsszene platzieren.

Nachtrag:
Der KoopTech Blog hat - wie man sehen kann - um die 170 Feedabonnenten bei Feedburner. Das heißt dieser Blog wäre bei einer anderen Zählung mit der Wissenswerkstatt auf einer Augenhöhe gewesen. Hinzu kommt, dass FeedsAbonnenten eher echte Leser sind.....
Als seriöse Wissenschaftlerin teilt sie gegenüber einer "Chartslistung" eine gewisse Skepsis:
KoopTech in den Wissenschaftsblog-Charts

Links:
FAQ: DeutscheBlogCharts
FAQ:Newcomer


Donnerstag, 20. März 2008

Macht die Verlinkung von Blogs diese "chartsverdächtig"?

Was meinen die Leser zu dieser Frage:
Je öfter ein Blog verlinkt oder zitiert wurde, umso mehr zählt er zu den Besten?
http://www.wissenschafts-cafe.net/blogportal/2008/03/wissenschaftsblog-charts-032008/

Ich habe mit dieser Form des Messens so meine Schwierigkeiten. Da gibt es laut Marc gerade mal 180 Wissenschaftsblogs und schon geht das "Kräftemessen" los? Und das auf einer für Wissenschaftler "populärwissenschaftlichen" Ebene?

Die von Marc Scheloske zitierten Blogs sind zweifelsohne alles sehr gute Wissenschaftsblogs. Aber es gibt noch viele andere tolle "Schätzchen", welche genauso chartsverdächtig wären. Diese bieten ganz besondere Themen an, belegen wissenschaftliche "Nischen" und werden eben aufgrund geringerer Popularität ihres gewählten Wissenschaftsgebietes weniger verlinkt...vielleicht sogar öfters besucht?

Andere verzeichnen große Besucherzahlen, erfreuen sich hoher Beliebtheit oder gehören wie der Gewinner der "Scilogs" einem Gemeinschaftsblog an.

Allerdings ist die getroffene Auswahl - eigentlich eine Auswahl der Auswahl ;-) . Die tatsächlichen "Charts" sind wohl weniger bei den Wissenschaftsblogs zu suchen. Schaut man in den "Charts" der Blogverzeichnisse nach, dann sind die populärsten, chartsverdächtigen Blogs leider keine Blogs aus dem Wissenschaftsbereich........

Marc Scheloske kommentierte die Blogvielfalt »Wir sind viele«, oder: Die Blogosphäre gibt es nicht so:
"Aber: sowohl in den konventionellen Medien und überwiegend auch in der Blogosphäre selbst, wird meist vergessen, daß hier keine kohärente gesellschaftliche Gruppe bezeichnet ist. Und deshalb wird auch meist übersehen, daß es eben auch kein verallgemeinerbares Eigenschaftsprofil geben kann. Die Blogosphäre ist bunt!, das könnte und sollte man sich immer wieder vor Augen halten. Das ist zugleich eines ihrer Gütesiegel, wie auch Ursache dafür, daß ihre Reaktionen mitunter unberechenbar ausfallen."
Steht nicht gerade diese "Buntheit" einer Chartsliste entgegen? Denn diese setzte ja voraus, dass die Blogs untereinander vergleichbar wären, unabhängig davon, ob sich anhand der Kriterien "Verlinkung" und "Zitierung" überhaupt eine Chartsliste erstellen ließe.....

P.S.: Wer, wie ich seine Verlinkungen bei del.icio.us vornimmt, trägt nicht zur Chartsliste bei. Auch für Leute, welche sich bei Mister Wong und anderen tummeln....gibt dasselbe. Es gibt Blogger, welche zahlreiche Feed-Abonnenten haben, auch diese zählen nicht......Und die Live-Hits natürlich auch nicht... Also: Die Charts-Liste bezieht sich ausschließlich auf Technorati !......... Andere Verlinkungen sind nicht dabei....

Na ja wenn wir hier von "Fehlerkultur" reden würden:

Wir schreiben uns die Welt, wie sie uns gefällt » Fehlerkultur, Fehlerkorrektur, Fehlerquadratur? » Totengräber des Journalismus

hätten wir hier die "Fehlerkultur" des Messfehlers?.....der "Totengräber" der Wissenschaft?

Mit solcherart erstellten Wissenschaftsblog-Charts schafft man einen unechten "Wettbewerb", welcher weniger offen, jedoch ähnlich in Hochschulen und Universitäten stattfindet. Nicht immer bringt dies allerdings Gutes hervor:
Hochschulpolitik, Professor (Un)tat & Wissenschaftlerdasein in Deutschland

Donnerstag, 6. März 2008

Über das schwierige Leben der Wissenschaftsblogger: "Weiter klicken bei Ordovizium"

Die "Nöte" der Wissenschaftsblogger
"Weiter klicken bei Ordovizium" so tituliert Björn Kröger in seinem Blog "Tiefes Leben" bei Scienceblogs seinen aktuellen Beitrag und beschreibt auf sympathische Weise, welche "Nöte" Wissenschaftsblogger erleben, wenn sie versuchen einer bunt gemischten Leserschaft mit unterschiedlichen Wissenshintergründen "Spezialitäten" des eigenen Wissenschaftsgebietes nahe zu bringen.

Auf der Suche nach dem Sinn des Bloggens
Das noch relativ junge Genre des "Wissenschaftsbloggings" - welches bislang "ehrenamtlich" und weitgehend "unentgeltlich" von Wissenschaftlern betrieben wird, scheint in der Problematik der Sinnsuche regelrecht gefangen.

Ursprünge
Viele begannen das Bloggen um ihre Gedanken zu ordnen, oder sich mit anderen Interessenten oder Wissenschaftlern auszutauschen.

Die "schweigenden" Blogleser
Jedoch schweigt die Mehrheit der Leserschaft. Für wen, für was, wozu sollen Wissenschaftsblogger bloggen, wenn Leser nur spärlich echtes Interesse bekunden, Fragen stellen und Kommentare abgeben? - So, oder so ähnliche Fragen stellen sich auch die bloggenden Altruisten immer wieder.....

Welche "ethischen Grundsätze" für Wissenschaftsblogger?
Vinzenz Schönfelder stellt in seinem Blog bei Brainlogs "Grenzen" gerade die Frage "Was Wissenschaft ausmacht" und zitiert Richard Feynmanns Kriterien.( Don't fool yourself / Der Zweck der Kritik) Angesichts der aktuellen Wissenschaftsfälschungen (Schon wieder gelogen) stellt sich auch für Wissenschaftsblogger erneut die Frage, wie man sich hier positionieren soll.......

Dienstag, 4. März 2008

Was nervt in "Wissenschaftsblogs"?

Da hätte ich eigentlich früher drauf kommen sollen. Danke, Florian, für Deinen Hinweis ! Denn es ist tatsächlich leichter zu beschreiben, was man nicht erwartet oder nicht will.....
Daher frage ich nun anders:
Was nervt in "Wissenschaftsblogs" bzw. was soll Eurer Ansicht nach nicht in Wissenschaftsblogs "gebloggt" werden?