Samstag, 22. März 2008

Kann man "gute" Wissenschaftsblogs "messen"? Welche "Messinstrumente" gibt es im Web 2.0?

Eine erste Antwort auf das letzte Posting habe ich bei "Arkion" gefunden. Er setzt sich in seinem Beitrag am 30. August 2007 mit der Frage auseinander (DBC = Deutsche Blogcharts). Dabei geht es noch um die nichtwissenschaftlich orientierte Blogszene:

Blogcharts und wieso das alles Unsinn ist
Die deutschen Blogcharts wurden gekapert und die ganze Netzwelt diskutiert. Aber irgendwie ist das am Ende doch alles Unsinn und für umsonst…

Grundsätzlich beweist die DBC Diskussion aber nur folgendes: Es gibt einfach keine wirklich objektive Zählweise der Beliebtheit deutscher Blogs. Beliebtheit läßt sich weder durch Besuche, noch durch Links messen. Hits, Visits, Links sind alles Fragmente aus der Netzwelt, die keinen wirklichen Wert mit sich bringen, schon alleine, weil sie sich mit Leichtigkeit manipulieren lassen.[...]Und wenn morgen jemand eine Liste der beliebtesten Blogs veröffentlicht, in welcher die Beliebtheit durch eine ganz andere Zählweise ermittelt wird, warum nicht? [...]
Hey, und es freut mich auch, wenn ich sehe, daß der Arkion.DE Technorati Rang nach oben klettert oder die Pageviews ansteigen. Aber, läßt sich das in einen direkten Zusammenhang mit Beliebtheit setzen? Wohl kaum. Was weiß ich, wo die Pageviews herkommen? Täglich landen Menschen auf dieser Seite, weil sie irgendwas in Richtung Popart gesucht haben. Ist Arkion.DE ein Kunstblog? Nö… Ich wäre ziemlich dumm, wenn ich diese Hits also auf steigende Beliebtheit zurückführen würde [...]

Bei der Technorati Favoriten Kaperei hab ich nur teilgenommen, weil ich die Idee einfach witzig fand, und weil sie ein eindrucksvollen Beweis geführt hat, daß sich jedes Rankingsystem im WWW manipulieren läßt. Genauso, wie die Blog Community längst von Menschen unterwandert wurde, die das Medium Bloggen nur nutzen, weil es gerade im Trend liegt und man es besser für Kommerz nutzen kann, als durch den Aufbau einer herkömmlichen Webseite [...]
Also, stoppt diese Diskussion über die verschiedenen Charts und widmet Euch wieder Themen, welche wirklich interessant und relevant sind. Letztendlich gibt es eh nur zwei Möglichkeiten für die Blogchartbetreiber: Entweder die Erkenntnis, daß auch die eigene, geliebte Liste nur eine subjektive Betrachtung und unter diesen Voraussetzungen weitermachen, oder den Kahn versenken, so wie es beispielsweise Blogscout diese Woche getan hat.

Frohes Bloggen allerseits! (Zitat Ende)

Die "Verlinkung als Messinstrument"
Die Verlinkung ist also das einzige! Messinstrument der Charts. Sie hängt auch von der Auswahl der Blogthemen ab:

Wo werden sozialwissenschaftliche und insbesondere politische Themen am meisten verlinkt.

Hauptsächlich Blogger verlinken Blogger. Dabei wird in verschiedenen Social-Bookmarking-Systemen verlinkt:
Und wer verlinkt? Die Leser oder Blogschreiber?
Wohl eher die Blogschreiber: Ich verlinke z.B.bei del.icio.us ;-) - aber wie gesagt - Seiten, welche Themen enthalten, über die ich selbst schreibe. So kann ich meinen Lesern zu einem Thema eine Google-Suche ersparen. Sie können gleich von meinem Blog weiter lesen. Da ich ja die Blogthemen dauerhaft in meinem Feedreader habe, brauche ich keine weiteren Links ;-)

Technorati
Und wer bewertet dann die Blogs in den Charts? Zunächst nur jene, welche bei Technorati gelistet sind und ihre Links dann auch dort hochladen. Es handelt sich also eher um "Benutzer" der Blogthemen.










Es gibt natürlich den Effekt, dass bereits gut bekannte Blogs häufiger besucht werden, daher öfter verlinkt werden. Wären die Nutzer nicht so träge, könnte dies zu einem exponentiellen Wachstum führen. Man denke dabei an das allseits bekannte "Schachbrettbeispiel".

Anbei ein paar unernste Tipps - allerdings u.U. durchaus mit ernstem Hintergrund für alle diejenigen, welche bei den nächsten "Charts" dabei sein wollen ;-)
  • 1. Die Wissenschaftsblogger setzen Links auf interessante Beiträge eines Blogkollegen, weil er auch etwas zum Thema schreiben möchte. D.h. je breiter ein Thema von vielen Bloggern "ausgelutscht" wird, um so mehr "Authority-Punkte" sammeln diese Blogger.
  • 2. Dann gibt es noch richtige "Cleverchen": um bekannter zu werden, verlinkt bzw. trackbackt man populäre Blogs. Damit steigt auch die eigene "Authority". Ach ja, wer in die Charts will, sollte auch nicht bei Blogger.com bloggen, denn dort gibt es (noch) keine Trackback-Funktion ;-)
  • 3. Die Community "verlinkt" automatisch vor allem unter sich, denn dank etlicher Bloggertreffen und Blogkontakte u.ä. kennt man sich ja. Und wenn nun eben diese Charts-Spiele bekannt sind....ja dann geht das so: "verlinkst du mich....dann verlink ich dich". Solche Spielchen wurden übrigens bereits schon aus Spass tatsächlich durchgeführt: “Pimp my Technorati Authority”-Blogkette
  • 4. Verlinkungen schafft man auch indem man eigene Beiträge aus den Blogs hochlädt und diese mit entsprechenden Tags verlinkt. Gibt auch mehr "Authority".
  • 5. Ganz raffinierte schaffen sich zwei oder mehr Technorati-Zugänge. Damit lässt sich die "Authority" gegenseitig hochtreiben.

Noch Fragen?
Wie kommt der "Authority-Wert" bei Technorati zustande?
So genau weiß das keiner. Nur Eines scheint sicher. Ein schlechter "Authority-Wert" lässt sich ändern. Siehe die Tipps oben. Jedoch habe ich in einigen Postings auch Klagen darüber gelesen, dass die technorati-Technik nicht wie erwartet reagiert hat.....

Wo kann überall verlinkt werden? Social-Bookmarking:

Ist "Technorati" das einzige Sozial-Bookmarking-System?
Nein. Jedoch wer in die Charts möchte, sollte sich zukünftig auf Technorati spezialisieren und seine Bookmarks dorthin verlagern. Wenn er Glück hat, danken das die verlinkten Bloginhaber wieder mit eigenen Verlinkungen auf Deine Seite ;-) Zuviel Arbeit? - tja dann eben keine Chartsaussichten.....


Interessante Ausführungen zu den zahlreichen Social-Bookmarking-Portalen kann man beim "WebKritiker" finden - dabei gehört wohl Technorati nicht einmal zu den Spitzenreitern:
Erfahrungsbericht : Social Bookmarking Portale und Fortsetzung: Erfahrungsbericht : Social Bookmarking Portale Teil 2

Wie man sehen kann, wurden bei den "Wissenschaftsblog-Charts 03/2008" nur aus einem Bruchteil der vorhandenen "Erfassungssysteme" von Verlinkungen eine Chartsliste geschaffen.
Wie hoch die echten "Marktanteile" von Technorati sind? Weiß keiner.....
Wieviel Prozent der Social-Bookmarks bedient Technorati? Weiß auch keiner.....

Und was macht der "schlichte" Leser, jene Personen für welche der Wissenschaftsblogger eigentlich schreibt?
Verlinkt er Interessantes bei Technorati oder anderen Social-Bookmarking-Seiten? Eher nicht.
Der eigentliche Wissenschaftsblogleser besucht direkt bestimmte Blogs oder nutzt einen Newsfeed. Oder liege ich hier falsch?

Insofern ist die Wissenschaftsblog-Charts Liste nichts anderes als eine Technorati-Authority-Rangliste, welche in keinerlei Hinsicht eine "Hitliste" darstellt. Das wirft die Frage auf, ob Wissenschaftsblogs - angesichts mangelnder Messinstrumente - überhaupt eine Chartsliste aufstellen sollten?

Klar ist: die Technorati-Authority-Rangliste wird auf "populärwissenschaftliche" Weise erstellt - sie genügt nicht den einfachsten wissenschaftlichen Messkriterien.

Es liegt nun an den Bloggern selbst, sich zu fragen, ob sie sich als Repräsentant der Wissenschaft und wissenschaftlicher Methoden verstehen und auf dieser Basis Wissenschaftsblogging betreiben, oder ob sie nichts anderes tun, als tausende andere Blogger, welche sich außerhalb der Wissenschaftsszene platzieren.

Nachtrag:
Der KoopTech Blog hat - wie man sehen kann - um die 170 Feedabonnenten bei Feedburner. Das heißt dieser Blog wäre bei einer anderen Zählung mit der Wissenswerkstatt auf einer Augenhöhe gewesen. Hinzu kommt, dass FeedsAbonnenten eher echte Leser sind.....
Als seriöse Wissenschaftlerin teilt sie gegenüber einer "Chartslistung" eine gewisse Skepsis:
KoopTech in den Wissenschaftsblog-Charts

Links:
FAQ: DeutscheBlogCharts
FAQ:Newcomer


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Schulzki-Haddouti als Kronzeugin für eine "seriöse Wissenschaftlerin"... An der ehemaligen Posthochschule, jetzt Fachhochschule. Ich halte sie für eine gute Wissenschafts- und Technikjournalistin. Aber "Wissenschaft" ist was anderes.

Monika Armand hat gesagt…

Wie man sieht, lässt es sich trefflich streiten, was "Wissenschaft" ist;-) Interessant ist die Frage, wie ein "seriöser" von einem "unseriösen" Wissenschaftler unterschieden wird.
Allerdings:
Die "Herkunft" als Kriterium ist dazu wohl kaum geeignet, sondern wohl mehr die inhaltliche "Auseinandersetzung" mit der Wissenschaft selbst ;-)

In meinem Beitrag beziehe ich mich nur auf die kritischen Anmerkungen von Frau Schulzki-Haddouti, nicht mehr und nicht weniger.....gestehe aber, dass die Formulierung etwas anderes vermuten lässt und die "Urteilsbasis" ggf. dafür zu "dünn" war.

Anonym hat gesagt…

Hmm - also den anonymen Kommentar finde ich etwas unpassend.

Meine generelle Meinung zu Blogcharts habe ich ja schon beim anderen Beitrag gepostet. Zur Sache mit den "Messinstrumenten" denke ich folgendes:

*)Qualität kann man sowieso nicht objektiv messen. Es kann z.B. ein qualitativ sehr hochwertiges Blog über mittelalterliche Musik geben - aber wenn ich mich nicht dafür interessiere, dann werde ich es hochgradig langweilig und uninteressant finden. Wenn ich selbst ein Blog habe, werde ich es dann sehr wahrscheinlich auch nicht verlinken, erwähnen oder sonstwie behandeln...
*) Das, was alle Blogcharts messen ist also sicher nicht die Qualität. Aber ich denke mal, wir sind uns sowieso alle einige, das Top-Platzierungen selten etwas über die Qualität aussagen (Oder wie wäre dann die aktuelle Nr. 1 der (musikalischen) Hitparade einzuschätzen ;) )
*) Das, was z.b. bei den Charts des Wissenschaftscafé gemessen wird, sind die Verlinkungen in Form der technorati-authority. In Anlehnung an den Titel dieses Beitrags würde ich solche Listen erstmal einfach als eine Liste von Meßwerten auffassen. Die muss man natürlich dann immer vernünftig analysieren und interpretieren. Sind das "gültige" Messungen? Natürlich kann man IMMER schummeln; egal welche Internetrankings man betrachtet. Ich gehe mal davon aus, das zumindest die gröbsten und schlimmsten Schummelversuche von den Listenbetreiber erkannt werden können. Aber in kleinerem Rahmen kann man sicher irgendwie dafür sorgen, das das Blog "unverdient" weit oben landet. Wie das in der allgemeinen Blogwelt ist, kann ich nicht sagen - ich beschränke mich jetzt mal auf die Wissenschaftsblogs. Ich denke, hier würde diese Art des "Betrugs" doch schnell auffallen. Hoffe ich zumindest - die "Szene" ist hier ja noch kleiner und überschaubarer...
*) Bleibt noch die Frage nach der Aussagekraft der Messwerte. Wie ich oben schon geschrieben habe - man sollte nicht den Fehler machen, eine hohe Anzahl an Verlinkungen mit Qualität zu verwechseln. Das macht höchstens in ganz bestimmten, eng abgegrenzten Bereichen Sinn.


Ich muss allerdings zugeben, das ich in Sachen "Social-Bookmarking" keine wirkliche Ahnung habe. Ich kann also auch nicht wirklich einschätzen, wie sich das auf Blogcharts auswirkt. Da muss ich mich wohl erst noch ein bisschen genauer informieren.

Einen Zweck haben die Blogcharts allerdings schon erfüllt - als ich gestern die Listen durchgegangen bin, um zu schauen, wo es noch astronomische Blogs gibt, habe ich mindestens ein dutzend interessante Blogs gefunden, die ich noch nicht kannte ;)

Monika Armand hat gesagt…

@ anonym Beitrag 2:
Um Missverständnisse zu vermeiden: mein voriger Beitrag bedeutet keine Zustimmung zu Ihrer Feststellung, was Frau Schulziki-Haddouti antrifft.
Infos über Frau Schulzki-Haddouti hier:Lebenslauf

@ anonym Beitrag 1:
Ihr Beitrag verlässt mir zu sehr die sachliche Ebene. Und Ihre Unterstellungen sind m.E. reine Fiktionen. Aus meiner Sicht hat Herr Scheloske sich zu wenig Gedanken darüber gemacht, ob seine Rangliste dem Wissenschaftsanspruch gerecht werden kann. Wie jeder von sich selbst weiß, ist es leicht andere zu kritiseren, aber sehr schwer eigene Schwächen einzugestehen ;-)

Monika Armand hat gesagt…

@ florian
da gebe ich Dir Recht. Da diese Rangliste nichts über die eigentliche "Qualität" aussagt, ist der Begriff "Charts"(= die Besten - Hitliste) völlig fehl am Platze.

Hätte man das ganze Technorati-Rang genannt, das wäre ehrlich gewesen.Aber man fragt sich dennoch, wozu das Ganze?

Es erinnert mich an kleine Kinder, die ein Spiel spielen, wenn diese dann gewonnen haben und schreien: "ätsch, ich bin Erster" - auch wenn es ein reines Glücksspiel war.
Und aus diagnostisch-statistischer Sicht ist die Technorati-Rangliste nichts Anderes.

Wenn man die Reaktionen der "Gewinner" verfolgt, so gab es durchaus ein paar "unüberlegte" Jubelschreie. Diese hatten die Rangliste durchaus im Sinne einer "Hitliste" verstanden. Spontan kann man das gut verstehen. Denn bislang hat Marc ja immer wissenschaftlich Fundiertes gebracht. Dass er sich auf so dünnes Eis begibt, damit haben die armen "Gewinner" nicht gerechnet.

Meine Skepsis rührt von meiner diagnostisch-statistischen (Wahlfach-)Ausbildung her. Da fragt man sich automatisch: Welche Datenbasis führt zu welchem Ergebnis? Ist sie repräsentativ?

Der Titel "Charts" bezeichnet die Besten. In der Musik sind es die Verkaufszahlen. Das ist immer noch ein bißchen seriöser, wie hier Verlinkungen ;-, welche auf einer einzigen "Verlinkungsplattform" gezählt werden.

Wenn die wissenschaftliche Blogszene wirklich ernst genommen werden möchte, sollte man nicht Verlinkungen als Hitlisten "verkaufen" wollen....
Anm.
Charts bedeutete ursprünglich "nur" Diagramme. Die Bedeutung des Begriffes wird durch seinen "Zusammenhang" definiert. In Zusammenhang mit einer Rangliste wird der Begriff "charts" im Sinne einer "Hitliste" verwendet.

Die meisten im Wissenschaftscafe gelisteten Wissenschaftsblogs sind für mich "Hits". Allerdings solche, die sich nicht unbedingt miteinander vergleichen lassen....

Anonym hat gesagt…

nun ich will mich in die diskussion eigentlich nicht wirklich einmischen, da sie meiner meinung nach nicht gerechtfertigt ist ..

aber wie auch immer, einen für mich guten wissenschaftsblog macht einfach aus, dass er diese "ranking spiele" nicht mitmacht ..

wenn man wirklicher blogger ist, dann ist einem völlig klar, wie man es schaffen kann zu einem höheren ranking zu kommen, aber das ist nicht das ziel ... sprich soetwas wird man auch bei einem guten blog nie finden *punkt*

nun ganz habe ich es nicht lassen können, meinen senf abzugeben, weil die debatte für mich schon etwas eigenartig war (die unterstellung von tricks, die ich meinem freund erzählen würde, damit er bei google auch mal vorne gereiht ist) ... ich meine welchem blogger ist das nicht klar *fragend-schau*, dazu braucht man wohl keine "recherche"

Monika Armand hat gesagt…

@ Martin
Ich finde es traurig, dass es nun eine solche Rankingliste überhaupt gibt.Denn Wissenschaftsblogging und ein nicht objektives Messinstrument passen ja nun wirklich nicht zusammen.

Das Ansehen der Wissenschaftsblogger ist ja auch eine Frage, welche Instrumente sie selber für sich nutzen ;-). Wenn man schon mißt, dann wenigstens wissenschaftlich begründet und solange dies nicht möglich ist sollte man sich auch nicht "zweifelhafter" Instrumente bedienen.

Mit dem Beispiel der Manipulation ist ja auch nicht gemeint, dass dies tatsächlich so geschehen ist. Allerdings ist ein "Prüfinstrument" in der Diagnostik das der Frage nach der Manipulierbarkeit des Messinstruments. Daher mein Hinweis.

Und wenn Sie glauben, dass Wissenschaftler niemals Tests manipulieren würden, dann reicht ein "Proseminar" zur Diagnostik und Statistik um sich eines Besseren belehren zu lassen ;-)

Allerdings ist die Linksetzung auch ohne gezielte Beeinflussung eine subjektive Angelegenheit, welche eben automatisch und ohne bewusstes Handeln zum Ergebnis führt, dass die populärsten Blogs auch verstärkt verlinkt werden......oder Fans, d.h. nicht die Wissenschaftler selbst! "ihren" Blog durch das Pimping anheben.

Nun, vor einiger Zeit hatte ich noch angenommen, dass Wissenschaftsblogger sich dem ungeschriebenen Kodex verpflichtet sähen, sich keiner populistischen nicht-objektiven Messinstrumente zu bedienen.....
Nun weisen Sie auf andere ungeschriebene "Kodizes" hin...wie lange gelten diese (noch)?

Es gibt auch schon erste Untersuchungen - allerdings nicht zu Wissenschaftsblogs - dass hauptsächlich Blogger "links" setzen und echte Leser hauptsächlich mit Feeds arbeiten. Insofern wäre wahrscheinlich der KoopTech-Blog eher "Gewinner" des Rankings.....und manch andere Blogs würden in der Liste weiter oben stehen...

Ich halte es für wichtig, dass Wissenschaftsblogger ihr Tun auch selbstkritisch reflektieren. Dazu soll dieser Blog einen Beitrag leisten. Einerseits möchten Wissenschaftsblogger auch Anerkennung der journalistischen und universitären Wissenschaftsszene haben - zumindest klingt dies in einigen Essays über das Wissenschaftsblogging an - andererseits sollen eigene "Ungereimtheiten" nicht reflektiert werden? Das passt wohl nicht.....

Anonym hat gesagt…

Als "Übeltäter" möchte ich hier nochmals folgendes klarstellen:

1. Ich habe von Anfang an deutlich darauf hingewiesen, daß es sich a) um eine Rangliste der wissenschaftlichen Blogs gemäß der Anzahl der Links der letzten 6 Monate handelt (=Technorati-Authority), b) daß damit niemals (!) eine Qualitätsaussage verknüpft werden kann und soll!

2. Habe ich meinen Blog betreffend darauf verwiesen, daß sich dessen Linkzahl u.a. dadurch erklärt, daß ich mich bspw. auch zu allgemeinen Blogthemen, was naturgemäß mehr Verlinkungen nach sich zieht.

3. Habe ich in der Vergangenheit und in den letzten Tagen zigmal zum Ausdruck gebracht, daß wissenschaftliche Blogs unterschiedliche Akzente, Handschriften, Stile haben und auch was ihre Autoren, deren Intention und Motivation angeht, untereinander variieren. Zugleich habe ich mehrfach in den Kommentaren betont, daß es zahlreiche lesenswerte Blogs mit geringeren Technorati-Werten gibt, denn (s.o.) dieser ist kein Qualitätsmaßstab.

4. Nichtsdestotrotz ist der Technorati-Wert eine legitime Maßzahl. Er ist als ein Kriterium (unter anderen!) durchaus gebräuchlich und insofern ist diese Rangliste ein Mosaikstein, wenn es um die Analyse der wissenschaftlichen Blogszene geht. Hier davon zu reden, dies sei generell unwissenschaftlich, nicht seriös (gar nur ein "Glücksspiel") und diskreditiere die Wissenschaftsblogger, ist vollkommen unverständlich.

5. Im letzten Kommentar von Monika Armand wird gleich im ersten Satz bemängelt, es handele sich um kein objektives Meßinstrument. Ach herrje, wie sollte es auch anders sein? Welche Messung ist denn bitte "objektiv"? Daß die Technorati-Authority Mängel hat, ist doch unbestritten, aber so willkürlich, wie hier dargestellt, sind diese Werte überhaupt nicht. Diesbzgl. wird ein vollkommen falsches Bild vermittelt.

6. Die oben stehende "5-Punkte-Liste" will sich mir überhaupt nicht erschließen: was soll sie zum Ausdruck bringen? Wird damit nicht der Verdacht in den Raum gestellt, die Blogger mit hohen Technorati-Werten bedienten sich unlauterer Mittel?

Abgesehen davon, daß ich z.B. überhaupt nicht verstehe, wo und weshalb man "eigene Beiträge bei Technorati hochlädt" (Punkt 4), sehe ich nirgendwo, daß sich Wissenschaftsblogger an "Chartsspielchen" beteiligen. Weshalb findet das hier Erwähnung? Genauso frage ich mich (Punkt 5), welcher Wissenschaftsblogger und mit welchem Effekt mehrere Technorati-Konten betreibt...

Ich halte die Tatsache, daß sich dieser Beitrag fast ausschließlich darum dreht, wie sich (angeblich) Technorati-Werte manipulieren lassen und dies in Zusammenhang mit der Wissenschaftsblog-Rangliste gebracht wird, für ärgerlch und unangebracht.

Ich hätte gerne klare, sachliche Argumente und nicht den raunenden Hinweis darauf, daß es prinzipiell auch schon vorgekommen sei, daß Technorati-Werte manipulativ gepusht wurden... ja, da kann ich nur achselzuckend zustimmen. Das ist mir bekannt, aber was hat das mit den Wissenschaftsblogs zu tun?

7. Wo es mir gerade um die Nachvollziehbarkeit und die argumentative Nüchternheit ging: es ist zugegebenerweise zutreffend, daß Feedleser sehr wertvoll sind. Allerdings ist es mir vollkommen schleierhaft, wie hier andauernd davon die Rede sein kann, daß (wenn man die Zahl der Feedabonnenten zugrunde legte) der kooptech-Blog von Christiane Schulzki-Haddouti auf dem ersten Platz rangieren würde.

Wenn hier doch auf wissenschaftliche seriöse und solide Argumentation gepocht wird, dann möchte ich doch bitteschön die Zahl der Feedleser meines Blogs von Ihnen wissen... die kennen Sie doch sicher, denn andernfalls ließe sich ja nicht behaupten, daß der kooptech-Blog (den ich schätze!) auf Platz 1 plaziert sei..., oder?

Mich, liebe Frau Armand, würde eine Rangliste gemäß der Feed-Abos sehr interessieren. Ich bin gespannt.

Monika Armand hat gesagt…

@ Marc
ad 1)"b) daß damit niemals (!) eine Qualitätsaussage verknüpft werden kann und soll!"

dem widerspricht die Bezeichnung "Chartsliste" und die Erstellung einer Rangfolge.
Zunächst beinhält das Wort "Charts" die Implikation, dass es sich um Hits handelt, welche durchaus als eine Beschreibung der "Besten" verstanden wird. Dass die Liste in diesem Sinne auch so verstanden worden war, zeigen ja auch die spontanen erfreuten Reaktionen einiger weniger, welche unter den ersten 10 gelistet waren. Welchem Zwecke sollte die Liste dienen, wenn auf keinen Fall eine Qualitätsaussage getroffen werden sollte? Dann hätte man sie als rein statistisches Element nach dem Motto: und hier eure Technorati-Authorities posten können......

ad.2) und ad.3) Ja, da gebe ich Dir vollkommen recht. Und gerade deshalb wäre es doch auch sinnvoll, gar nicht erst Blogs in eine Rangfolge zu packen. Denn diese produziert immer ein Eindruck des "Oben" und "Unten" und des "Ersten" und "letzten" oder - weil nicht auf der Liste - ggf. des überhaupt nicht Erwähnenswerten.....

ad.4) genau, wie Du sagst "ein" Baustein unter vielen möglichen... Und wie der Authority-Wert zustande kommt ist nicht vollständig transparent. Nun nach wissenschaftlichen Kriterien, muss eine Messung objektiv, valide und reliabel sein. Wenn Du also eine echte Rangliste aufstellen möchtest, dann muss diese, um als wissenschaftlich fundiert zu gelten, diesen 3 Kriterien genügen.

Insoweit hast Du recht, wenn Du sagst: "diese Rangliste ein Mosaikstein, wenn es um die Analyse der wissenschaftlichen Blogszene geht".

Und eben weil hier nur "ein" Mosaikstein verwendet wird (denn das Mosaik selbst besteht aus vielen Mosaiksteinchen ;-)) ist das Messverfahren subjektiv und damit nicht wissenschaftlich begründet.

Dass die Bezeichnung "Glücksspiel" das Problem nicht richtig trifft, da gebe ich Dir recht:

1. Nicht alle Blogger sind bei Technorati gelistet.
Da nicht alle dort gelistet sind und die Gewinnung einer Rangliste alle Blogger einbeziehen müsste,sind diese nicht am Ranking beteiligt.

2. Es gibt Blogger, welche ihre Links ausschließlich bei Technorati hochladen und es gibt andere Blogger, welche dies bei anderen Social-Bookmarking-Systemen machen.
Da nur "Technorati" mit eingebzogen wird, fallen also die in anderen Systemen verlinkten Blogs im Wissenschaftscafe ebenfalls aus dem Ranking heraus.

Insofern ist es tatsächlich kein Glücksspiel, sondern eine Auswahl, der Auswahl von der Auswahl. Denn auch mit Glück könnte ein Blogger im Wissenschaftscafe aus o.g. Gründen nicht auf die Rankingliste gelangen.
Also mea culpa - kein Glücksspiel, sondern ein Problem der zu hohen Selektivität des Messinstruments.

Was mir auffällt:
Einerseits sagst Du selbst, dass die Technorati-Werte allein nicht objektiv seien und andererseits greifst Du meine Kritik an. Meine etwas ironischen Hinweise, wie ggf. manipuliert werden könnte, werden von Dir in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Wie ich bereits sagte, wird vor Erstellung eines Testes überprüft, inwiefern sich dieser manipulieren lässt. Und dies scheint eben ganz gut zu gehen...

Gerade mit Blick auf die Manipulierbarkeit verliert ja jedes Messinstrument an Glaubwürdigkeit und werden deshalb von Wissenschaftlern auch wieder verworfen. Dies mag beim ersten "Durchgang", wie hier noch keine Rolle spielen. Da Messinstrumente nicht nur einmal verwendet werden, würde dann schon allein hinsichtlich des Aspektes "Glaubwürdigkeit" die Ergebnisse angreifbar werden...

Diagnostische Mittel, welche wissenschaftlichen Kriterien genügen sollen, dürfen nicht manipulierbar sein ;-)

Aber dies ist "nur" ein Mosaiksteinchen für die Anerkennung eines wissenschaftlich fundierten Messinstrumentes.

Die Diskussion darüber lenkt vom eigentlichen Problem ab, nämlich dass bislang keine wirklich ernstzunehmenden "Messinstrumente" existieren um Wissenschaftsblogs in ein Ranking zu packen, welches auch irgendwo eine Bedeutung hat.

Die Messung der Feeds - und darauf habe ich hingewiesen - wäre genauso irrelevant wie die Messung des Technorati-Ranges. Von mir würde daher also auch niemand ein "Feed-Ranking" bekommen ;-). Denn auch hier gibt es verschiedene Messsysteme und die müssten dann öffentlich zugänglich sein, um zu messen. Dann müsste man noch sicher sein, dass "alle" Wissenschaftsblogleser Feedssysteme verwenden und die Blogs nicht etwa in ihrem Lesezeichen haben und von dort aus diese besuchen..und noch viele andere Möglichkeiten. Je mehr technische Möglichkeiten im Web 2.0 um so größer das Problem des Messens.....

Wie man sieht sind wir noch sehr sehr weit davon entfernt überhaupt messen zu können, welche die meistbesuchten oder gar beliebtesten Blogs tatsächlich sind.

Daher meine ich, wäre es sinnvoll anstatt einer Messung aus einem Pool von Messmöglichkeiten, lieber ganz auf eine Messung zu verzichten. Denn dies ist allenfalls eine absolut grobe Schätzung. Und Schätzungen werden nunmal nicht als "wissenschaftlich" angesehen ;-)

Ich finde es sehr schade, dass hier gleich so viel emotionale "Schwingungen" aufkommen und das Ganze nicht von vornherein freundschaftlich und liebevoll diskutiert werden kann. Von mir aus kannst Du beim Du bleiben. Ich finde es lohnt sich nicht, dass man sich nur wegen unterschiedlicher Auffassungen zofft...Du weißt, was ich meine....Dafür ist das Leben zu kurz.
Auch wenn es im Moment Dir anders erscheint:
Für mich bleibst Du ein ausgezeichneter Blogger, ein brillianter Analyst und manchmal sind wir alle eben "nur" mal Menschen mit Ecken und Kanten und auch mal mit Schwächen. Und genau diese sind es auch wieder, welche uns verbinden.....