Die Wissenschaftsbloggerszene ist recht bunt. Sie bewegt sich zwischen unterhaltsamen Tagebucheinträgen mit wissenschaftlich "gefärbten" Gedankenblitzen, der Weitergabe von "Wissenschaftsnachrichten" bzw. von Nachrichten welche im "Gewand der Wissenschaft" Banales präsentieren, andere wagen sich mutig in fremde Wissenschaftsgefilde, wieder andere bloggen über Gott und die Welt im Glauben durch ein (fach-)wissenschaftliches Studium zur wissenschaftlichen Analyse eines jeden Gegenstandes befähigt zu sein.( Besonders waghalsige versuchen dies auch ohne wissenschaftlichen Hintergrund).
Es gibt auch Wissenschaftsblogger, welche sich bereits auf bestimmte Themen spezialisiert haben und eben mit wissenschaftlichem Hintergrund darüber bloggen. Die reinen Wissenschaftspuristen und wohl auch die ganz mutigen präsentieren ihr Wissenschaftsgebiet so, wie die Science Community es erschaffen hat: in Fachsprache und interessierenden Fachinhalten "pur". Nicht zu vergessen jene Wissenschaftsblogger, welche ihrem Leserkreis besonderen Respekt zollen und - dank ihrer persönlichen Gabe - auch so schreiben (können), dass Wissenschaft(liches) für den interessierten Leser auch ohne Abitur verständlich und nachvollziebar wird.
Meine Beobachtungen der Wissenschaftsbloggerszene sind mit Sicherheit ergänzungsbedürftig. Anbei die "Reinformen" der Szene. Diese sind allerdings eher theoretischer Natur, die echte Wissenschaftsbloggerszene betreibt eine "Mischkultur" mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen aus den "Reinformen" ;-))
1. Der "Tagebuchschreiber"
Merkmal: Blog enthält keine, ein wenig oder viel Wissenschaft....Oft gibt es nur sehr kurze Nachrichten. Der interessierte Leser findet dort alle möglichen, relativ kurz gehaltenen Einträge, eben Gedanken eines Wissenschaftlers zu allerlei Themen.
2. Der wissenschaftliche "Gedankenblitzer oder der "Wissenschafts-Wiederkäuer"
Merkmal: Blog enthält Nachrichten, welche bereits bei Feed-Nutzern mehrfach im "Internet-Feeds-Briefkasten" gelandet sind, oder "verbrauchte" Nachrichten aus Tageszeitungen und anderen Printmedien. Dieses Genre Wissenschaftsblogger hat wenig Zeit und belässt die Nachrichten so wie sie sind: "roh und unreflektiert"
3. Das mutige "Allroundtalent"
Merkmal: Blog enthält Themen aus allen möglichen "Wissenschaftsgebieten"? Z.B. nimmt der Wissenschaftler seinen "Alltag" unter die Lupe. Kinofilme, Auto fahren, Yoghurt essen, Sex - kein Thema ist vor seiner "wissenschaftlichen" Analyse sicher... Wer kommentiert, erfährt erneut, für wie "kompetent" das Allroundtalent sich in fremden "Gewässern" hält....
4. Der soziale Wissenschaftsblogger
Merkmal: Blog präsentiert das Wissenschaftsgebiet des Bloggers nachvollziehbar und gut verständlich. Der Blogger nimmt sich viel Zeit, seine Wissenschaft verständlich zu erklären. Seine Themen versucht er an den Interessen seiner Leser auszurichten. Ein echter "Sozialfuzzi", welcher Wissenschaft aus Idealismus betreibt und im Nachhinein seinen ehemaligen Lehrbeauftragten und Professoren Dank zollt, immer bescheiden auftretend.
5. Der "analytische" Wissenschaftsblogger
Merkmal: Blog präsentiert einen breiten Fächer an wissenschaftlichen Analysen. Er analysiert mit wissenschaftlichen Methoden journalistische Schlampigkeiten. Seine analytischen Fähigkeiten und seine Gabe, interessant und unterhaltsam zu schreiben, zieht eine große Leserschaft an. Unter Wissenschaftsjournalisten ist dieser Blogger gefürchtet. Denn die Gefahr, dass Chefredakteuren die wissenschaftlichen Oberflächlichkeiten ihrer Journalisten so bekannt werden, schwebt wie ein "Damoklesschwert" über ihnen.
6. Der "puristische" Wissenschaftsblogger
Merkmal: Blog präsentiert Wissenschaft "pur". Jene Blogger stecken gerne mitten in ihrer Dissertation (Doktorarbeit) und nutzen ihren Blog in der Hoffnung auf einen wissenschaftlichen Austausch mit Fachkollegen. Sie stecken noch mitten im akademischen Betrieb, was dazu führt, dass eine Ablösung von der für Laien unverständlichen "Wissenschaftssprache" fast nicht möglich ist.
Oder jene Blogger, welche ihren Blog gezielt für einen Austausch mit ihren Kollegen betreiben.
Dann gibt es noch "Wissenschaftsblogger", welche sich als solche bezeichnen. Ihr Geheimnis ist, dass sie keine akademische Laufbahn hinter sich haben, in verschiedenen Wissenschaftsgebieten sich über das Lesen verschiedener Bücher "schlau" gemacht haben. Fernab von den in der Science Community üblichen Regeln wird gebloggt und echte Wissenschaftsblogger bekommen "Verständnisschwierigkeiten", wenn sie dann Blogthemen ihres Wissenschaftsbereiches bei einem solchen Blogger besprochen finden...
Diesen "unechten" Wissenschaftsblog nenne ich fürs Erste
(). Der Blender
Merkmal: Blog präsentiert wissenschaftliche Themen mit "autodidaktischem" Blick. Der Blogger betreibt Wissenschaft aus einem besonderen Blickwinkel. (Wobei hier angemerkt werden muss, dass diese Form des Bloggens unter Umständen Sichtweisen eröffnet, welche für einen akademischen Blogger - dank seinem akademischen "Tunnelblick" ;-)) neu und anregend sein können.
Eine Gemeinsamkeit verbindet (zunächst) alle Blogger. Sie bloggen fernab jeglicher Kommerzialität, ja auch jeglicher kommerzieller Gedanken. Sie bloggen in der Regel um der Wissenschaft willen. Eine Fähigkeit, welche in den Augen unserer Marktwirtschaft keinen Mehrwert besitzt........Wissenschaft wird als "brotlose" Kunst betrieben.......
Welche "Reinform" oder welche "Mischform" soll ein Wissenschaftsblogger Ihrer / Deiner Meinung nach "verwenden"?
P.S.: Vielleicht sollte ich noch darauf hinweisen, dass das Ziel dieses Beitrages lediglich der Versuch war, die im Internet auffindbaren Wissenschaftsblogs zu beschreiben und zu typisieren, wobei "Reinformen" im o.g. Sinne wohl eher selten vorkommen....
* Ich nutze im Text der Einfachheit halber die männliche Form. Der Leser denke sich bitte die weibliche Form hinzu (immerhin gibt es durchaus auch Wissenschaftsbloggerinnen ;-))
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