Je öfter ein Blog verlinkt oder zitiert wurde, umso mehr zählt er zu den Besten?
http://www.wissenschafts-cafe.net/blogportal/2008/03/wissenschaftsblog-charts-032008/
Ich habe mit dieser Form des Messens so meine Schwierigkeiten. Da gibt es laut Marc gerade mal 180 Wissenschaftsblogs und schon geht das "Kräftemessen" los? Und das auf einer für Wissenschaftler "populärwissenschaftlichen" Ebene?
Die von Marc Scheloske zitierten Blogs sind zweifelsohne alles sehr gute Wissenschaftsblogs. Aber es gibt noch viele andere tolle "Schätzchen", welche genauso chartsverdächtig wären. Diese bieten ganz besondere Themen an, belegen wissenschaftliche "Nischen" und werden eben aufgrund geringerer Popularität ihres gewählten Wissenschaftsgebietes weniger verlinkt...vielleicht sogar öfters besucht?
Andere verzeichnen große Besucherzahlen, erfreuen sich hoher Beliebtheit oder gehören wie der Gewinner der "Scilogs" einem Gemeinschaftsblog an.
Allerdings ist die getroffene Auswahl - eigentlich eine Auswahl der Auswahl ;-) . Die tatsächlichen "Charts" sind wohl weniger bei den Wissenschaftsblogs zu suchen. Schaut man in den "Charts" der Blogverzeichnisse nach, dann sind die populärsten, chartsverdächtigen Blogs leider keine Blogs aus dem Wissenschaftsbereich........
Marc Scheloske kommentierte die Blogvielfalt »Wir sind viele«, oder: Die Blogosphäre gibt es nicht so:
"Aber: sowohl in den konventionellen Medien und überwiegend auch in der Blogosphäre selbst, wird meist vergessen, daß hier keine kohärente gesellschaftliche Gruppe bezeichnet ist. Und deshalb wird auch meist übersehen, daß es eben auch kein verallgemeinerbares Eigenschaftsprofil geben kann. Die Blogosphäre ist bunt!, das könnte und sollte man sich immer wieder vor Augen halten. Das ist zugleich eines ihrer Gütesiegel, wie auch Ursache dafür, daß ihre Reaktionen mitunter unberechenbar ausfallen."Steht nicht gerade diese "Buntheit" einer Chartsliste entgegen? Denn diese setzte ja voraus, dass die Blogs untereinander vergleichbar wären, unabhängig davon, ob sich anhand der Kriterien "Verlinkung" und "Zitierung" überhaupt eine Chartsliste erstellen ließe.....
P.S.: Wer, wie ich seine Verlinkungen bei del.icio.us vornimmt, trägt nicht zur Chartsliste bei. Auch für Leute, welche sich bei Mister Wong und anderen tummeln....gibt dasselbe. Es gibt Blogger, welche zahlreiche Feed-Abonnenten haben, auch diese zählen nicht......Und die Live-Hits natürlich auch nicht... Also: Die Charts-Liste bezieht sich ausschließlich auf Technorati !......... Andere Verlinkungen sind nicht dabei....
Na ja wenn wir hier von "Fehlerkultur" reden würden:
Wir schreiben uns die Welt, wie sie uns gefällt » Fehlerkultur, Fehlerkorrektur, Fehlerquadratur? » Totengräber des Journalismus
hätten wir hier die "Fehlerkultur" des Messfehlers?.....der "Totengräber" der Wissenschaft?
Mit solcherart erstellten Wissenschaftsblog-Charts schafft man einen unechten "Wettbewerb", welcher weniger offen, jedoch ähnlich in Hochschulen und Universitäten stattfindet. Nicht immer bringt dies allerdings Gutes hervor:
Hochschulpolitik, Professor (Un)tat & Wissenschaftlerdasein in Deutschland
4 Kommentare:
Ich kann mich nicht daran erinnern, mal einen "Bestseller" gelesen zu haben, ich habe selten einen preisgekrönten Film gesehen, ich trage auch keine Markenklamotten (hab' generell was gegen Markenterror) usw. usf. - Und so ist eine Liste, die eine Rangordnung von Blogs enthält, für mich eigentlich schon ein Grund, diese Blogs nicht zu besuchen - wenn überhaupt, dann würde ich vielleicht gerade mal den Letztplazierten anwählen :-))) Ich habe also ganz andere Kriterien für meine Wahl, auf welchem Gebiet auch immer - will sagen: ich orientiere mich individuell. Kann gut sein, daß ich mal die falsche Wahl treffe oder daß mir mal ein "guter Bestseller" entgeht, aber, nun ja, man kann eh nicht alles haben ...
Ich möchte zu bedenken geben, dass die Blogs 2-20 ohne ihr eigenes Zutun in den Charts gelandet sind. Einige jener Blogs gehören auch zu meinen eigenen Favoriten. Auch der Blog von Marc ist sehr gut.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die seit etlichen Jahren aufgekommenen "Abi XXXX"-Plaketten. Scheint vielleicht eine Generationenfrage zu sein. Ich gehöre zu jenen, welchen immer wieder rückgemeldet worden war "Eigenlob stinkt - Andernlob klingt". Diese Auffassung scheint sich grundlegend geändert zu haben ;-)
Allerdings spricht Christian in seinem Blog auch mögliche Gefahren für Wissenschaftsbloginhaber an:
Sind Wissenschaftsblogs gefährlich?
Wenn ich dabei bedenke, dass oft die "Eigenlob stinkt..."-Generation die Bewerber aussucht, dann muss sich vielleicht ein "Chartbloginhaber" Gedanken machen?
Wer sich dann noch das "Chart-Messinstrument" aus wissenschaftlicher Sicht ansieht....tja...
Also ich habe vorsichtshalber meinen Blog aus "Technorati" herausgenommen. Man weiß ja nie ;-)
hmm - mit rankings ist das so eine sache. nachdem österreich beim CHE hochschulranking immer schlechter und schlechter wurde, hat das bildungsministerium beschlossen, das CHE ranking wäre blöd und österreich macht ab jetzt nicht mehr dort mit...
auch die rankings im wissenschaftlichen betrieb (impaktfaktoren, etc) sind schon oft kritisiert worden.
bei universitäten und auch in der wissenschaftlichen forschung ist es aber eben leider oft unumgänglich, irgendeine art von vergleich zu ziehen. da kann man höchsten über die kritieren diskutieren.
aber ist es nötig, blogcharts zu erstellen? prinzipiell interessiert es natürlich auch mich, wie mein blog im vergleich mit den anderen da steht. also finde ich die veröffentlichen listen sehr interessant (obwohl ich auch hier ein bisschen was zu kritisieren hab; denn sowohl die technorati-authority als auch die in den charts angegeben zahl der blogroll verlinkungen stimmt zumindest bei meinem blog nicht (ich weiß von mindestens 5 blogs, die mich in ihrer blogroll verlinkt haben, dort wird "0" angegeben); ich weiß nicht, wie das bei den anderen blogs ist und ob sich das signifikant auf das ranking auswirken würde...?)
es stellt sich natürlich die frage der vergleichbarkeit. ein blog, das sich mit allen wissenschaften beschäftigt, wird wahrscheinlich mehr leser und mehr kontakte (und damit mehr verlinkungen) haben als blogs, die sich auf ein thema spezialisieren. themen, die in der öffentlichkeit stark präsent sind (gentechnik, atomenergie, etc), werden öfter verlinkt werden als z.b mathematik, astronomie oder afrikanistik. das "wissenschaftsblogs" eine bezeichnung für eine extrem inhomogene gruppe von blogs ist, wurde ja schon öfter festgestellt.
man müsste also solche rankings wirklich in ummengen unterkategorien aufteilen, um wirklich nur vergleichbare blogs zu vergleichen. ob das praktikabel und informativ ist, ist eine andere frage.
bei den aktuellen rankings besteht zumindest einerseits die schon angesprochene "gefahr", das dadurch die top-blogs noch mehr besucher kriegen; die blogs weiter hinten dagegen ignoriert werden. andererseits könnten sich vielleicht blogger, die gerne weiter vorne im ranking wären, sich an den spitzenreiter orientieren und auch thematisch anders ausrichten. das würde zu einer homogenisierung der blogszene führen - auch nicht unbedingt etwas, das ich gut finde...
es gibt also jede menge pros und kontras... ich bin mir selbst über meine abschliessende meinung noch nicht ganz sicher. aber ich hoffe zumindest, das mein blog irgendwann doch von platz 97 im ranking weg kommt und zumindest ein bisschen weiter vorne landet ;) (auch wenns nur meine eitelkeit befriedigt...)
@ florian
wie sagt man so schön: "Lieber klein und fein".
Wie Du sagst, eine Chartorientierung würde vermutlich zu einer "Vereinheitlichung" führen. Man greift allgemein interessierende Themen auf und sammelt Punkte ;-).
Ich finde:
Lieber hat man wenige Besucher und die lieben Deine Beiträge. So halte ich es auch. Gerade wer einen Wissenschaftsblog mit einem Themenbereich besetzt, welcher nun wirklich nicht alle Welt interessiert, sollte sich ja geradezu Sorgen machen, wenn allzu viel gelesen und verlinkt wird ;-)
Also lieber das Motto: Klasse statt Masse. Für mich gehört Dein Blog dazu. Es will enorm viel heißen, dass Du es geschafft hast mich für etwas zu interessieren, was lange Zeit überhaupt nicht mein Interesse fand. Besonders sympathisch finde ich Deine Schlussbemerkung zur Eitelkeit....
Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, ich liebe an anderen Menschen eher die Bescheidenheit und ich versuche - so weit möglich - mich auch darin zu "üben" ;-)
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