Samstag, 16. Februar 2008

Mindesstandards für Wissenschaftsblogs? Stellungnahmen

Liebe Leser,
ganz herzlich möchte ich mich für die rege Teilnahme bedanken. Ich habe die zentralen Aussagen für Sie/euch einmal zusammengefasst:

Ralf Webseite
Ich erwarte als Nichtwissenschaftler erstmal, daß ich verstehen kann, was mir der Wissenschaftler sagen will. Also: kein Spezialisten- und kein "Denglisch"-kauderwelsch :-)[..] Ein weiteres Argument für größtmögliche Verständlichkeit in Wissenschaftsblogs könnte auch die "Nachwuchsförderung" sein, da Blogs ja auch gerne von Jugendlichen frequentiert werden

Michael Blog Religionswissenschaften
Meines Erachtens werden sich ganz unterschiedliche Wissenschaftsblogs herausbilden: solche für die breite Öffentlichkeit, solche eher für Fachdiskussionen und andere, die z.B. an bestimmten Forschungsthemen arbeiten und die Chancen der Vernetzung und Diskussion nutzen.

FlorianWissenschaftsblog "Astronomie"
Meiner Meinung nach gehört zu den Aufgaben eines Wissenschaftlers ganz eindeutig auch die Wissensvermittlung - einerseits an die Studenten und den wissenschaftlichen Nachwuchs; andererseits auch an die Öffentlichkeit.[..] - den Menschen die Faszination zu vermitteln, die Wissenschaft ausübt![..] diese Faszination muss vermittelt werden! Dazu braucht es keine extremen, komplizierten Erklärungen. Auch keine extrem vereinfachten Beispiele... [..] Wissenschaftsblogging sollte Begeisterung transportieren!

Monika
Für mich gehören "Tagebucheinträge", welche alltägliche Themen ohne wissenschaftlichen Bezug beinhalten eigentlich nicht in wissenschaftliche Blogs.[..]Keine "Wissenschafts-Wiederkäuer": Hier werden Nachrichten, welche bereits von mehreren Onlineanbietern vorgestellt wurden, noch einmal - ohne weitere zusätzliche wissenschaftliche Aufbereitung "wiedergekäut".

Don Quijote Politdelicatessen
finde Wissenschaftsblogs vor allem interessant, wenn diese mir ermöglichen einen Einblick in eine mir fremde Disziplin zu erhalten.

Corax
[..]gerne eine grobe Dreiteilung in:
Was sind unbestrittene Fakten, was sind Indizien für Pro und was spricht eventuell für contra. Persönliche Meinungen des Autors hätte ich gerne gekennzeichnet

FAZIT:
  1. Wissenschaftsblogs : "Artenvielfalt": differenziert nach unterschiedlichem Anspruchsniveau für verschiedene Lesergruppen (für Experten, Laien, Nachwuchs )
  2. Qualitative Ansprüche: Unbestrittene Fakten, Darstellung Pro und Contra, Kennzeichnung der persönlichen Meinung - banale "Newstickerwiedergabe" für einen Wissenschaftsblog "unter Niveau"
Neue Frage D) (neben den Fragen des vorherigen Beitrages ):
  • A) Für welches Publikum sollten Wissenschaftsblogs schreiben?
  • B) Wie sollten Inhalte in Wissenschaftsblogs präsentiert werden?
  • C) Wo sehen Sie, siehst Du die Grenze zwischen wissenschaftlichem "Populärjournalismus" und "echtem" Wissenschaftsjournalismus?
  • D) Welche "Mindestanforderungen" sollte Deiner/Ihrer Ansicht nach ein Wissenschaftsblog erfüllen, damit man ihn auch tatsächlich dieser Bloggruppe zuordnen kann?

2 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

Eine Frage zum neuen Punkt D):

Da gibt es einen Blog zu einem wissenschaftlichen Spezialthema. Dieses Thema ist in Titel und Webadresse verankert. Der Bloginhaber macht zwar in seiner Beschreibung durchaus klar, daß er nicht nur zu seiner Disziplin schreiben will, sondern seinen Blick darüber hinaus schweifen lassen will. Im Internet aber (Suchmaschinen ...) erscheint das Spezialthema. Ich habe nun jemanden, der an diesem Fach besonders interessiert ist, auf diesen Blog hingewiesen. Die Reaktion darauf: Enttäuschung, weil über 50 % der Beiträge im Blog gar nichts mit dem speziellen Thema zu tun haben.

Meine Frage: ist es nicht kontraproduktiv, wenn an dem Spezialthema interessierte Menschen durch Titel, Webadresse ... auf diesen Blog aufmerksam gemacht werden, dann aber feststellen müssen, daß dieses Thema unterrepräsentiert ist ?

Monika Armand hat gesagt…

Ich teile Deine Anschauung.

Allerdings liegt dieses Phänomen darin, dass das eigentliche wissenschaftliche Bloggen sich noch zwischen der üblichen Blogwelt und den Wissenschaften befindet.

Und ehrlich gesagt, bin ich bei mir selbst über dieses Phänomen "gestolpert", wenn man meine Beiträge bei Scienceblogs betrachtet.Zwar umschreibt der Name "Neuropädagogik" ein weites Gebiet, allerdings dürften auch meine Leser dort verwirrt darüber sein, wie wenig Neuropädagogik im Moment "drin" steht.

Die Einrichtung eines solchen Blogs wie diesen hier und die Aufnahme des Themas "Was ist gutes Wissenschaftsblogging" von verschiedenen Bloggern in ihren Blogs zeigt m.E. die aktuelle "Identitätssuche" von uns Wissenschaftsbloggern.

Auch die Stellungnahme von Björn Kröger bei Scienceblogs zeigt ja deutlich, dass er sagt, wir Wissenschaftsblogger müssen uns ggf. entscheiden für wen wir bloggen. D.h., wenn wir Laien nur Bahnhof verstehen, will er damit keine Arroganz präsentieren, sondern sein Ziel ist der Dialog unter Wissenschaftlern, quasi ein Insiderblog. Dabei sagt er ganz klar, dass man in einem solchen Fall eben nur für "Wenige" schreibt.
Im Moment hat er für sich eine "sowohl-als auch"-Lösung gefunden. Beiträge, welche allgemein verständlich sind und ganz spezielle. Und dann geraten wir ja wieder in die Schwierigkeit des von Dir angesprochenen Problems.

Ich möchte den Lesern zu bedenken geben, dass die Plattform eines Gemeinschaftsblogs auch nicht so leicht eine klare Trennung erzeugen lässt, d.h. wenn ich für alle bzw. für Wissenschaftskollegen blogge, müsste ich jeweils eine Kategorie dort einrichten können, womit ich dies kennzeichne....im Moment ist dies leider noch nicht möglich. Prinzipiell gesehen, müsste man also zwei verschiedene Blogs - jeweils auf die Leserschaft ausgerichtet - anbieten können.


Aber Björn Kröger und ich sind mit diesem Problem nicht alleine, wenn man andere Wissenschaftsblogs betrachtet....

Ich bin dabei das Problem so zu lösen, dass "Neuropädagogik" sich wieder auf die eigentlichen Inhalte konzentrieren wird und allgemeinere Themen unter einem anderen Label diskutiert werden. So ist wieder drin, was drauf steht ;-))