Donnerstag, 7. Februar 2008

Was erwarten Sie von einem "Wissenschaftsblog?

  • A) Für welches Publikum sollten Wissenschaftsblogs schreiben?
  • B) Wie sollten Inhalte in Wissenschaftsblogs präsentiert werden?
  • C) Wo sehen Sie, siehst Du die Grenze zwischen wissenschaftlichem "Populärjournalismus" und "echtem" Wissenschaftsjournalismus?
ad A) Die Frage, für welches Publikum schreiben Wissenschaftsblogs, dürfte m.E. in der Antwort von Ralf auf breite Zustimmung stoßen, oder??

ad B) und neu ad C): Hierzu würde ich mich über Kommentare freuen. Denn gerade hier - so denke ich - scheiden sich oft die Geister. Sind Wissenschaftsblogs, in welchen wissenschaftliche Ergebnisse auf ihren Wahrheitsgehalt hin analysiert werden, die Blogs, welche gesucht werden? Oder möchten die Leser kurz und bündig "Neuigkeiten" aus der Wissenschaft ??.....


Hier gibt es Beispiele zu "Wissenschaftsblogs" und zu Diskussionen darüber:

Verzeichnis im Wissenschaftscafe von Marc Scheloske Blogbeispiele: Wissenschaftscafe
Im Blog von Herrn Scheloske wird das "Blogthema" andiskutiert": Wissenswerkstatt
Wissenschaftliche Gemeinschaftsblogs sind: http://scienceblogs.de und http://scilogs.de

Wenn Sie die Blogs besuchen, werden Sie feststellen, dass hier jeder Blogger Wissenschaft anders präsentiert. Ob die Anzahl der "Klicks" aber tatsächlich ein Hinweis für einen "guten" Blog sind, muß sich erst noch erweisen.......

Hier noch ein interessanter Beitrag: Im Blog von Lars hat "Corax" kommentiert:

"[...]Ich möchte Sachverhalte so erklärt bekommen, (als sei ich 5 Jahre alt)* dass ich sie weitestgehend nachvollziehen kann ohne über eine entsprechende Ausbildung in dem Fachbereich zu verfügen. Dabei hätte ich auch noch gerne eine grobe Dreiteilung in:
Was sind unbestrittene Fakten, was sind Indizien für Pro und was spricht eventuell für contra. Persönliche Meinungen des Autors hätte ich gerne gekennzeichnet bzw. es soll deutlich werden wenn etwas „Meinung“ ist.
Witze und andere Auflockerungen lese ich gerne.[...]
*kleiner Scherz

"Die Zeit- Kommentare" zum Thema: hier
Aus einem Kommentar:
"Blogs können nach wie vor eine gute journalistische Recherche nicht ersetzen."

Marc hat in seinem Blog wissenswerkstatt.net gerade die aktuelle "Süßstoff macht dick" -Diskussion aufgegriffen und macht in seinem Beitrag deutlich, wie "mit dicken Schlagzeilen fragwürdige Erkenntnisse verkauft werden". Brauchen Wissenschaftsjournalisten und Wissenschaftsblogs einen Codex, damit unter dem "Deckmäntelchen" angeblicher Wissenschaftlichkeit nicht dauernd "Unheil" angerichtet werden kann???

32 Kommentare:

Boris hat gesagt…

Jochen Robes fragt, warum so wenige Wissenschaftler bloggen.

LINK: http://www.weiterbildungsblog.de/archives/001760.html

Können Sie das Bestätigen? Den Links zufolge scheit es, dass doch viele Wissenschaftler bloggen.

Boris

Monika Armand hat gesagt…

Vielen Dank für Ihren Link und dortigen Hinweis. Denke schon, dass es einige "bloggende" Wissenschaftler gibt. Hier stellt sich die Frage, wie bzw. auf welche Art Wissenschaftsblogger bloggen sollten, um die Interessen ihrer Leserschaft zu befriedigen? Kurz, was erwarten Leser von einem guten Wissenschaftsblog?

Ralf hat gesagt…

Ich erwarte als Nichtwissenschaftler erstmal, daß ich verstehen kann, was mir der Wissenschaftler sagen will. Also: kein Spezialisten- und kein "Denglisch"-kauderwelsch :-)

Ralf

Anonym hat gesagt…

Meines Erachtens werden sich ganz unterschiedliche Wissenschaftsblogs herausbilden: solche für die breite Öffentlichkeit, solche eher für Fachdiskussionen und andere, die z.B. an bestimmten Forschungsthemen arbeiten und die Chancen der Vernetzung und Diskussion nutzen.

Eigentlich ist es doch gerade der Reiz des Internets, dass es eben keine festgefügten Pläne gibt, sondern eine Vielzahl von Experimenten, die sich dann verknüpfen, sortieren etc. Und die direkten Rückmeldungen durch Hitzahlen, Verlinkungen und Kommentare erlauben auch dem Einzelnen ein "Lernen am Kunden".

Mein Plädoyer wäre daher einfach: Erfahrungen sammeln, austauschen - dann klappts auch mit dem Zuspruch! (-:

Monika Armand hat gesagt…

Hinsichtlich der Klick-Anzahl habe ich so meine Probleme. Schaut man die Blog-Hitlisten an, dann sind dies Web 2.0 Blogs, welche die Charts anführen. Man müsste also fragen, wieviel (wissenschaftliche) Qualität ist erforderlich, damit man (immer noch) von einem "wissenschaftlichen Blog" = Wissenschaftsblog sprechen kann? Und woran erkennt man einen qualitativ "guten" Wissenschaftsblog?

Anonym hat gesagt…

*...eine gute journalistische Recherche nicht ersetzen...*

Impliziert zu unrecht, dass in den klassischen Medien gute journalistische Recherche grundsätzlich gewährleistet ist. Das schwankt, genauso wie in Blogs, sehr stark von Einzelfall zu Einzelfall.

Anonym hat gesagt…

Hier wird über ein sehr interessantes Thema diskutiert: "Was macht gutes Wissenschaftsblogging aus?".

Da ich ja auch den Anspruch erhebe, ein Wissenschaftsblog zu schreiben, hab ich natürlich auch konkrete Vorstellungen, was in einem guten Wissenschaftsblog enthalten sein sollte. Natürlich erstmal Wissenschaft! ;) Aber wie diese Wissenschaft präsentiert wird, hängt selbstverständlich vom Publikum ab, für das man schreiben möchte. Für mich sind das vor allem erstmal Menschen, die keine Wissenschaftler sind. Meiner Meinung nach gehört zu den Aufgaben eines Wissenschaftlers ganz eindeutig auch die Wissensvermittlung - einerseits an die Studenten und den wissenschaftlichen Nachwuchs; andererseits auch an die Öffentlichkeit. Warum Wissen an die Studenten vermittelt werden soll, müsste klar sein und das brauche ich hier nicht weiter erläutern - auch wenn die Lehre leider im Allgemeinen von vielen Universitätsangestellten eher als lästige Pflicht anstatt als wichtige Aufgabe betrachtet wird. Aber noch mehr als die Lehre wird an vielen Instituten die Öffentlichkeitsarbeit vernachlässigt - und das ist absolut tragisch. Denn mittlerweile herrscht in Deutschland (und vielen anderen Ländern) ein eher wissenschaftsfeindliches Klima vor - die Menschen haben den Kontakt zu den Universitäten verloren; wissen nicht, was die Wissenschaftler (die ja größtenteils von öffentlichen Geldern finanziert werden) dort anstellen; wissen vor allem nicht, wie wichtig diese Arbeit für alle ist! Ohne Forschung, ohne Wissenschaft wäre unsere moderne Welt nicht mehr vorstellbar - aber trotzdem wird es sehr oft verabsäumt, den Menschen zu zeigen, wie die Wissenschaft ihr Leben beeinflusst; es wird verabsäumt, den Menschen zu erklären, wie unsere moderne Welt überhaupt funktioniert. Und deswegen ist für mich die wichtigste Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit - und damit auch von Wissenschaftsblogging - den Menschen die Faszination zu vermitteln, die Wissenschaft ausübt! Wohl kein Wissenschaftler hat seinen Job gewählt, um finanzielle Reichtümer oder berufliche Sicherheit zu erlangen... (wohl eher im Gegenteil: wer reich werden will bzw. einen sicheren Job möchte, der sollte jeden anderen Job wählen - aber kein Wissenschaftler werden). Nein, die meisten Wissenschaftler machen ihre Arbeit, weil sie zutiefst von der Welt fasziniert sind und große Befriedigung dadurch erlangen, mit ihrer Forschung einen Teil zur Erklärung dieser Welt beitragen zu können! Und diese Faszination muss vermittelt werden! Dazu braucht es keine extremen, komplizierten Erklärungen. Auch keine extrem vereinfachten Beispiele... Dazu braucht es vor allem Engagement und persönliche Überzeugung! Begeisterung ist ansteckend! Wissenschaftsblogging sollte Begeisterung transportieren!

Dabei besteht allerdings die Gefahr, zu populär zu werden... Als Astronom könnte ich z.B. hier jede Menge wahnsinnig tolle und schöne astronomische Aufnahmen posten - und damit sicher viele Menschen begeistern. Aber ich als Astronom bin nicht nur von der rein ästhetischen Schönheit dieser Bilder angetan - sondern vor allem von dem Wissen, das es uns vermittelt. Und noch viel mehr von der Tatsache, das wir Menschen fähig sind, dieses Wissen zu erkennen! Gerade heute erst haben NASA/ESA eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin wird bekannt gegeben, das die bisher am weitesten entfernte Galaxie beobachtet werden konnte.
Diese Aufnahme des Galaxienhaufens Abell 1689 ist an sich ein enorm schönes Bild. Aber die Tatsache, das wir fähig sind, ein Objekt, das 12,8 Milliarden Lichtjahre weit entfernt ist, zu beobachten, ist für mich viel erstaunlicher. Als das Licht dieser Galaxie seinen Ursprungsort verlassen hat, haben unser Sonnensystem und unsere Erde noch lange nicht existiert. Das Licht dieses Objekts, das wir jetzt sehen können, entstand "nur" etwa 700 Millionen Jahre nach der Entstehung unseres Universums!

Ich möchte jetzt aber gar nicht zu sehr ins Detail gehen (bei badastronomy.com gibt es eine detaillierte Beschreibung) - es geht ja im Moment ums wissenschaftliche bloggen...

Es sollen also auch durchaus wissenschaftliche Inhalte vermittelt werden. Und man darf dabei das Publikum auch nicht für "dumm" halten - ich habe festgestellt, dass sich fast alle Themen auch an Menschen ohne entsprechende Vorbildung vermitteln lassen. Den Fehler, den man allerdings nie machen darf, ist in Fachsprache zu verfallen - das ist tödlich für jede Öffentlichkeitsarbeit! Wenn man populärwissenschaftliche Vorträge hält (oder ein Wissenschaftsblog für die Allgemeinheit schreibt), dann muss man dabei anderes vorgehen, als bei Vorträgen vor Fachkollegen. So sollte man beispielsweise bei der Verwendung von Abbildungen immer darauf achten, wie das Publikum ohne entsprechendes Vorwissen darauf reagiert. Als Wissenschaftler ist man es gewöhnt, physikalische Diagramme, mathematische Kurven, Phasenräume u.ä. zu betrachten; der Leihe kennt oft nur simple Balkendiagramme aus den Zeitungen. Diagramme müssen daher an das jeweilige Publikum angepasst werden. Ich habe schon sehr oft populärwissenschaftliche Vorträge gehört, bei denen die Vortragenden einfach ihre Abbildungen 1:1 aus den wissenschaftlichen Fachjournalen übernommen haben - und vor einem erst verwirrten und später gelangweilten Publikum präsentiert haben...

Das, was ich oben über die Vermittlung von Wissen an die Öffentlichkeit gesagt habe, gilt im Prinzip auch für die Vermittlung von Wissen an Wissenschaftler anderer Disziplinen. Universalgelehrte gibt es heutzutage kaum mehr; die Spezialisierung der Wissenschaften wird immer stärker und stärker. Überspitzt gesagt: wer kein Fachmann ist, ist ein Laie. Interdisziplinärer Austausch ist nur dann möglich, wenn man nicht aneinander vorbeiredet. Deswegen sollte man auch im Gespräch mit Kollegen aus anderen Wissenschaftsdisziplinen keine Fachsprache verwenden.

Ein gutes wissenschaftliches Blog, das also sowohl die allgemeine Öffentlichkeit als auch Wissenschaftler anderer Disziplinen erreichen und interessieren soll, muss wissenschaftlich sein! Denn das, was uns Wissenschaftler fasziniert, ist die Wissenschaft! Wir müssen allerdings darauf achten, die Wissenschaft und die Begeisterung für die Wissenschaft so zu transportieren, das sie nachvollziehbar wird!

Monika Armand hat gesagt…

Vielen Dank für Dein ausführliches Kommentar. Und da Du dieses Ziel auch auf Deinem Blog verfolgst, habe ich Dich in meinen Google-Reader aufgenommen.Das verspricht spannend zu werden ;-))
Mein Kommentar, welches ich so bei Scienceblogs auch abgegeben habe, ist ganz in diesem Sinne:
Für mich gehören "Tagebucheinträge", welche alltägliche Themen ohne wissenschaftlichen Bezug beinhalten eigentlich nicht in wissenschaftliche Blogs. Gerade bei den amerikanischen Scienceblogs ist es ziemlich nervig, bis man endlich die herausgefischt hat, welche wirklich "Wissenschaft" brauchbar präsentieren. Der Gemeinschaftsblog dort ist ziemlich unübersichtlich, so dass ich diesen überhaupt nicht mehr aufsuche. Und ob Deutschland wie Amerika "funktioniert", das bezweifle ich. Dort sind nämlich auch Universitäten mit Wissenschaftsinformationen freigiebiger, so dass der Wissenshunger etlicher User auf dieser Ebene "gestillt" wird.

In Deutschland wird mit der Weitergabe von Wissen hingegen mehr als geizig umgegangen, so dass gerade große Hoffnungen in Wissenschaftsblogs gesetzt werden. Hoffnung darauf, dass junge Wissenschaftler - gut verständlich - über ihr Wissensgebiet informieren, sicher auch mal gespickt mit ner Anekdote aus dem "Wissenschaftsbetrieb".

Ein weiteres unangenehmes Phänomen ist das der "Wissenschafts-Wiederkäuer". Hier werden Nachrichten, welche bereits von mehreren Onlineanbietern vorgestellt wurden, noch einmal - ohne weitere zusätzliche wissenschaftliche Aufbereitung "wiedergekäut". Da liebe ich doch mehr das frische Gras ;-)) und Blogger, welche etwas fantasievoller sind.

Interessant hingegen wird es, wenn die sich wiederholenden Wissenschaftsnews genau analysiert werden und dem Leser völlig neue Aspekte oder gar Widersprüche vorgestellt werden. Das ist für mich echter Wissenschaftsjournalismus.

Ich denke auch, dass die Personen, welche schlicht unterhalten werden wollen, sich mehr als genug aus der Web 2.0-Szene bedient fühlen und gerade bei Wissenschaftsbloggern echte Nachrichten aus der Wissenschaft erwartet werden.
Warum also sollte ein "Wissenschaftsblog" nicht das präsentieren, wofür der Name "Wissenschaft" steht?

Anonym hat gesagt…

Ja, die Sache mit den Anektdoten-Posts ist eine "Gefahr". Wenn ich mein relativ neues Blog anschaue, habe ich selbst im Moment 2 eindeutig "wissenschaftliche" Posts, 3 eher anekdotische, die sich mit meinem persönlichen Erleben von Wissenschaft im Kino, Zeitung und TV beschäftigen und ein Post zum aktuellen Thema (Was sind gute Wissenschaftsblog). Also im Moment nur eine "Wissenschaftsquote" von 33%. (Aber ich habe im Moment 2 lange wissenschaftliche Beiträge in Arbeit ;) ). Ich glaube, viele Blogger erliegen dem Drang, jeden Tag irgendwas zu posten - auch um den "Hunger" der Leser zu stillen. Aber man kann nunmal nicht jeden Tag Beiträge mit hohem wissenschaftlichen Niveau schreiben - vor allem nicht, wenn man als Wissenschaftler noch seine Forschungsarbeit machen muss. Und dann bieten sich eben Anektdoten als schnelle Posts an. Oder die angesprochenen "Wissenschafts-Wiederkäuer".

Ich merke selbst, das ich unruhig werde, wenn ich mal nen Tag nichts gepostet habe - und das, wo mein Blog erst seit knapp 2 Wochen existiert!

Eventuell ist für die Fragestellung dieser Diskussion auch diese Seite recht interessant: "Blogging on peer-reviewed research". Dort sind alle/viele Blogbeiträge zusammengefasst, die sich explizit mit wissenschaftlichen Fachartikeln befassen. Das ist auch für die von mir in meinem vorherigen Kommentar angesprochene Wissenschaftsvermittlung wichtig: denn weder Laien noch fachfremde Wissenschafler haben eigentlich eine Chance, einen wissenschaftlichen Fachartikel zu verstehen. Wenn aber jemand in einem Blog einigermassen verständlich die Inhalte so eines Artikels erklärt und veröffentlicht, könnte das eine völlig neue Informationsquelle für Wissenschaftsinteressierte aller Art sein. Denn näher kommt man als Nicht-Fachmann wohl kaum an die Originalforschungsarbeiten heran - das was in populärwissenschaftlichen Zeitschriften zu finden ist, ist meist schon wesentlich verdünnter...

Anonym hat gesagt…

Den Fehler, den man allerdings nie machen darf, ist in Fachsprache zu verfallen - das ist tödlich für jede Öffentlichkeitsarbeit!
...

So sollte man beispielsweise bei der Verwendung von Abbildungen immer darauf achten, wie das Publikum ohne entsprechendes Vorwissen darauf reagiert.


Harharhar

Der Zeitpunkt an dem der Asteroidenregen kulminierte koinzidiert nun genau mit dem Zeitpunkt an dem die Ordovizische Radiation ihren letzten und größten Schwung nahm, einem Zeitpunkt als die Biodiversität so stark angestiegen ist wie nie zuvor und erst wieder ein paar Hundert Millionen Jahre später. Hier das Bild aus der Arbeit von Schmitz et al.
(Unskalierbare unerläuterte Grafik.)

http://www.scienceblogs.de/tiefes-leben/2008/02/let-it-rain.php


Aber er hat ja auch gestern schon geschrieben, das er als Wissenschaftler keinen Bock hat für interessierte Laien zu schreiben:

http://www.scienceblogs.de/tiefes-leben/zzitat.jpg

Will ich das? Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach. Klar fände ich gut, dass viele Leute meine Beiträge spannend finden. Wenn ich es mir aber zum Ziel mache, meine Arbeit dem breiten Publikum zu übersetzen mache ich Wissenschaftsjournalismus. Ich bin aber Wissenschaftler und habe nur ein begrenztes Interesse daran, sagen wir die „Ordovizische Radiation“ jemandem beizubringen dem „Ordovizium“nichts sagt. Meine Leserschaft wird daher immer recht klein bleiben. Für mich stellt sich tatsächlich jedes Mal wenn ich einen Beitrag schreibe die Frage, was ich damit will. Meiner wissenschaftlichen Karriere ist es vermutlich nicht förderlich, die wird nach Anderem bemessen, und davon hält mich mein bloggen eher ab.

Dann soll ers gefälligst auch lassen, zumindest unter dieser Plattform.
Wenn ich Leute sehen will die von öffentlichen Mittel leben und das Publikum aber glichzeitig für zu blöd halten um die Arbeit zu verstehen, kann ich ins Theater oder Museum gehen, die sind voll davon.



MfG corax

Anonym hat gesagt…

Nachtrag zu Kommentar 10

der link zum letzten Zitat fehlte noch:


http://www.scienceblogs.de/tiefes-leben/2008/02/wissenschaftsbloggen.php

MfG corax

Monika Armand hat gesagt…

@ Florian
Vermute mal, dass mit dem Gefühl,man müsse jeden Tag etwas posten, weder dem Leser, noch sich selbst einen Gefallen tut. Wenn Leser einen Blog interessant finden, dann bleiben Sie auch am Ball wenn nur einmal in der Woche oder sogar noch weniger ein Post erscheint(und darum geht's ja bei diesem komischen "Bauchgefühl", oder nicht?). Natürlich muss man damit rechnen, dass man keine exorbitant hohe;-). Das sollte m.E. aber bei einem Wissenschaftsblog auch nicht das Ziel sein. Das dürfte eher das Ergebnis einer falsch verstandenen "Sucht" sein ;-)) Ich mach mir das immer wieder mal selber klar, weil ich ganz ehrlich auch immer wieder auf diesem Glatteis (d.h. dieser Fehlannahme?!) lande....Wer ganz viele Besucher will bloggt lieber nicht über Wissenschaft??
@ Corax
nochmals vielen Dank zur Diskussion "Schulerfolg hängt..." bei Scienceblogs.Dabei habe ich einiges von Ihnen gelernt....und ich denke, dass wir - die versuchen Wissenschaft zu bloggen - auch noch eine Weile dabei sind zu lernen ;-)
und zu den von Ihnen erwähnten Posts, ja da verstehe ich auch nur Bahnhof und klicke enttäuscht weiter....dabei gibt es wissenschaftliche !! Untersuchungen darüber, dass auch Wissenschaftler lieber gut verständliche Texte lesen, denn soviel anders funktioniert unser Gehirn wohl auch nicht, auch wenn manche dies gerne glauben mögen ;-))

Anonym hat gesagt…

@ Corax

Danke übrigens, dass Sie als Steuerzahler auch verständliche Wissenschaft einfordern. Denn es ist ja schon ein Phänomen gerade auch in Deutschland, dass sich nicht wenige Leute von der Allgemeinheit bezahlen lassen oder mindestens das Studium mitfinanziert bekamen - und die Leute zugleich verachten.

Natürlich kann Wissenschaft nicht immer einfach sein und es muss auch im Web Platz für Fachdiskussionen bleiben. Nur: auf Menschen, die sich Mühe machen und einlesen wollen, kann man auch eingehen, da kann man Brücken bauen.

Es klingt vielleicht pathetisch: aber ich bin dankbar, dass mir und meiner Familie andere Menschen Brötchen backen. Daher würde mir im Traum nicht einfallen, meine Arbeiten für etwas zu halten, was eine Bäckerin nicht zu verstehen braucht. Zumal sie womöglich und wahrscheinlich manches besser verstünde als ich beim Backen könnte. Wenn sie also ein Thema interessiert, so sehe ich es als echte Verpflichtung, zu versuchen, es verständlich zu machen. Und ich würde mir wünschen, dass noch mehr Steuerzahler genau das auch von Wissenschaftlern einfordern. Denn eines muss man ganz klar sagen: das Bloggen wird von manchen "standesbewussten" Kollegen noch sehr herablassend gesehen. Aber ich denke, es geht voran.

Herzliche Grüße

Michael Blume

Ralf hat gesagt…

Ein weiteres Argument für größtmögliche Verständlichkeit in Wissenschaftsblogs könnte auch die "Nachwuchsförderung" sein, da Blogs ja auch gerne von Jugendlichen frequentiert werden.

Es muß nicht gleich jeder Blogger ein Kinderbuch wie Lucy und Stephen Hawking: "Der geheime Schlüssel zum Universum" ins Netz stellen, das ich heute in Monikas 'Kinderbuch'-Mailgruppe vorgestellt habe :-) Aber so mancher Jugendliche ist sicher dankbar dafür, wenn ihm ein begeisterter Wissenschaftler sein Arbeitsfeld einerseits ernsthaft und verantwortungsvoll nahebringt, andererseits ihn aber auch da abholt, wo er steht und ihn mitzunehmen vermag auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der Makro- und/oder Mikrokosmen.

Anonym hat gesagt…

@ Herr Blume

Ich stimme Ihnen weitgehend zu, dass man als Steuerzahler auch ein Recht darauf hat, oder haben sollte, was unsere Wissenschaftler denn so tun.

Nur, nicht dass hier ein Missverständnis aufkommt, der von mir oben zitierte Björn Kröger hat neulich in einem Beitrag geschrieben, dass er mühsam von Hand geschriebene Daten anderer Kollegen zusammengetragen und sehr zeitaufwändig in ein Computermodell eingegeben hat. Erst jetzt kann er mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen. Sowas leuchtet mir natürlich ein, von mir aus kann er 20 Jahre an einer Sache arbeiten wenn sie wichtig ist (keine Ironie). Auch kann bestimmt auch nicht jeder Wissen anderen Leuten verständlich vermitteln, wie z.Bsp Herr Prof. Lesch von alpha-centauri. Ich fordere nicht von jedem Wissenschaftler per se Rapport.
Nur wenn jemand wie Herr Kröger dann auch noch öffentlich aufschreibt, dass er als Wissenschaftler etwas besseres ist als ein Wissenschaftsjournalist und er sich quasi zu fein dafür ist Laien seine Arbeit zu erklären, und er dies auch noch als „karriereschädlich“ darstellt,
ja dann komm ich mir in der Tat ein wenig „verarscht“ und herabgesetzt vor. Wie gesagt, dann soll er es doch einfach lassen. Es gibt, selbst in Deutschland, genug andere Wissenschaftler und Fachleute die einem interessiertem Publikum etwas mitzuteilen haben, mehr als ich z.Bsp. je lesen kann. ;-)
Gerade im Internet, und fast jeden Tag finde ich neue spannende Seiten.

Klammheimlich freuen würde ich mich dann natürlich, wenn so Leuten beantragte Forschungsgelder nicht bewilligt würden, weil Niemand weiß wozu das gut sein soll.
Aber: „Das Leben ist zu kurz um ...“

MfG corax

Anonym hat gesagt…

Da die Diskussion doppelt geführt zu werden scheint, hier was ich schon bei scienceblog.de zum Thema gepostet habe:
"Das Magazin The Economist schreibt jährlich ein Praktikum aus mit einem Profilbeschrieb den ich auch passend zur gestellten Frage finde: Our aim is more to discover writing talent in a science student or scientist than scientific aptitude in a budding journalist. Dies gilt für mich auch für Wissenschaftsblogs. Wissenschaftsblogging sollte sich vom 'normalen' Wissenschaftsjournalismus unterscheiden und eine andere Nische besetzen. Werden Themen zu populär bearbeitet, kann ich keinen Mehrwert darin finden.

Ich persönlich finde Wissenschaftsblogs vor allem interessant, wenn diese mir ermöglichen einen Einblick in eine mir fremde Disziplin zu erhalten. Der interdisziplinäre Austausch der in den Kommentaren stattfinden kann steigert für mich enorm die Attraktivität dieser Blogs. Genau wegen diesem Dialog finde ich es auch spannend, wenn ein Blogger nicht nur über ihr/sein Fachgebiet schreibt. Dies ermöglicht das ausleuchten verschiedener Perspektiven zu einem Thema (es muss ja nicht gleich zu einem Tagebuch werden)."

@anonym: Die Steuergelder werden in erster Linie für die Forschung bezahlt und nicht fürs Rechenschaft ablegen. Wie immer ist es eine Frage wie viel Geld man für anderes als die Kernkompetenz ausgeben möchte (Administration, PR). Björn Kröger hat immerhin den ersten Schritt gemacht und schreibt ein Blog. Vielleicht wäre der nächste Schritt, dass das interessierte Publikum sich entsprechend schlau macht um zu verstehen über was er bloggt. Sie scheinen sein Blog ja zu lesen.

Monika Armand hat gesagt…

@ don chijote
"Da die Diskussion doppelt geführt zu werden scheint, hier was ich schon bei scienceblog.de zum Thema gepostet habe:"
Nicht nur dort, sondern auch in anderen Blogs wurde dieses Thema nach Einrichtung dieses Blogs aufgenommen ;-))Ich finde das gut, denn so machen sich Blogger und Leser Gedanken, was sie sich wünschen. Diese Chance hat der Wissenschaftsjournalismus in den Printmedien nicht.....Danke, dass Sie sich die Mühe machen, Ihre Vorstellungen zum Thema im "Diskussionszentrum" ;-)) zu wiederholen.

Nun, bei Björn sind die eher wissenschaftlich ausgerichteten Posts, doch wohl eher für Leute vom Fach geeignet. Bei manchen Beiträgen habe ich leider nur "Bahnhof" verstanden. Um von diesen Beiträgen profitieren zu können, muss man ein wenig mehr Fachsprache und naturwissenschaftliches Verständnis mitbringen.....Wenn das Ziel ist für die eigene "Wissenschaftscommunity" zu schreiben, dann ist dies doch o.k. oder nicht?

Beim "Evil under the Sun-Blog" der Biologin JLT schrieb JLT (http://evilunderthesun.blogspot.com/):

"Womit ich immer ein bisschen Probleme habe, ist abzuschätzen, wie viel Hintergrundwissen ich voraussetzen kann. Einerseits kann (und will) ich nicht einen guten Bio-Unterricht ersetzen und bei einigen Dingen gibt es so gute Hintergrundinformationen im Netz, da muss ich meiner Meinung nach das Rad nicht neu erfinden. Auf der anderen Seite beschäftige ich mich tagtäglich mit biologischen Fragestellungen und weiß gar nicht mehr, was noch Allgemeinwissen ist und wo das Spezialwissen anfängt. Manchmal habe ich den Eindruck, ich reite auf Kleinigkeiten rum, die soundso jeder weiß, dann wiederum frage ich mich, ob überhaupt irgendein Nicht-Biologe auch nur ansatzweise verstehen kann, was ich da gerade zusammengeschrieben habe. Da es auch nur sehr selten Kommentare zu den "wissenschaftlichen" Posts gibt, ist es schwierig für mich, da zu irgendeinem Schluss zu kommen."

Damit bringt sie m.E. auf den Punkt, mit welchen Gedanken und Problemen sich dann die Wissenschaftsblogger "herumschlagen". In meiner Antwort habe ich ein paar Ideen entwickelt, wie man dieses Problem lösen könnte:

"Du sprichst mir aus dem Herzen. Das Problem habe ich auch, nur eben in einem anderen Wissenschaftsbereich ;-)) Ein Stück weit sind unsere Herkunftswissenschaften selbst schuld, man hat ja für jedes - auch alltägliche Ding - einen Fachbegriff geschaffen, den definiert und dann als allgemeingültig in der Science Community (=Wissenschaftsgemeinschaft) vorausgesetzt. Wenn wir dann möglichst für jeden verständlich schreiben wollen, hat man die Möglichkeit Fußnoten ohne Ende, oder "Übersetzungen" in Klammern anzubringen. Oft nicht so recht befriedigend.

Dann ist es sehr schade, dass Leser, welche das verwendete "wissdenglisch" nicht verstehen, nicht einfach mal nachfragen. Als Schreiberling hätte man mit der Zeit ausreichend Rückmeldungen um eher auf unsere Leser "zugeschnitten" posten zu können. Beim nächsten Post werde ich mal versuchen, im letzten Absatz um diese Rückmeldung zu bitten...

Bezüglich Deiner Feststellung, man könne ja soviel Infos noch im www finden und man will dann nicht alles davon im eigenen Post "aufbrühen" habe ich für mich festgestellt, dass man als Laie in einem Wissenschaftsgebiet doch eher dankbar ist, wenn "Grundlagen" im Post erklärt werden, da man doch nicht erst damit "googlen" geht....

Eine andere Überlegung ist die, dass man vielleicht (wie in der Nähzeitschrift "Burda") Schwierigkeitsgrade kennzeichnet. Nach dem Motto: Artikel für "Anfänger", "Fortgeschrittene", "Profis" ;-))"

Was halten die anderen davon????
Monika

Anonym hat gesagt…

Es nicht immer einfach Jargon in den eigenen Texten zu erkennen. Interessanterweise ist es wohl für Schreiberlinge im sozialwissenschaftlichen Bereich einfacher Ideen und Konzepte 'rüberzubringen' da sie weniger technisches Vokabular benutzen (oder dieses zumindest einfacher zu Umgehen ist).

Ich habe vor kurzem einen eigenen sozialwissenschaftlichen Blog lanciert. Es stellt sich für mich nun das gegenteilige Problem. In meinem Forschungsbereich (Internationale Beziehungen) haben meist alle die Nachrichten hören/lesen das Gefühl, dass sie Expertentum für sich beanspruchen können. Benutzt man nun keine fachspezifischen Ausdrücke (die immer sehr viel konzeptionelles transportieren) werden die Aussagen häufig trivial oder als schulmeisterliche Belehrungen empfunden.

Monika Armand hat gesagt…

@ don quijote
Ja, im sozial- und erziehungswissenschaftlichen Bereich hat ja jeder irgendwelche persönliche Erfahrungen, kennt populärwissenschaftliche Diskussionen - und da irgendwie selbst betroffen, fühlt sich auch jeder in der Lage am Thema teilzunehmen.... Insofern ist das Bloggen für Sozial- und Geisteswissenschaftler eine besondere Herausforderung. Wie heißt es so schön: "Den Leser dort abholen, wo er steht". Mir ist wohl bewusst, dass dies in einer solchen Konstellation besonders schwierig ist und wohl auch nicht immer gelingen kann. Wenn man sich die Mühe macht und im Dialog bleibt, so meine Erfahrung, entsteht gerade aus der Kombination Laien + Fachwissen ein gegenseitiges Verständnis, neue Fragen welche man dank "fachwissenschaftlichem Tunnelblick" aus den Augen verloren hat werden aufgeworfen.... Man braucht etwas mehr Geduld, m.E. lohnt es sich sehr, entstandene Fehlannahmen durch entsprechendes Hintergrundwissen zu "korrigieren". Manche Diskussionen könnten so ein bißchen mehr von einer "ideologisierten" Ebene "weggezogen" werden. Michaels Religionswissenschaften Blog ist so ein Beispiel: Mit großer Geduld geht er in die Diskussion mit seinen Kommentatoren und genießt aus meiner Sicht gerade aus diesem Grund großes Ansehen gerade bei "Nicht-Religionswissenschaftlern".

Monika Armand hat gesagt…

Habe gerade noch eine englischsprachige Diskussion gefunden, ob Blogger Originalarbeiten lesen sollten, bevor sie zu den neuesten Wissenschaftsnachrichten Stellung beziehen?
http://bpr3.org/

"There's a fascinating conversation going on right now (led by Janet Stemwedel) to do with bloggers' responsibility to report on peer-reviewed research. Is it ethical for a blogger to simply comment on a press release on new research? Or should a blogger always read the original peer-reviewed journal article?"


Was haltet ihr davon?

Anonym hat gesagt…

@ Don Quijote,



"@anonym:"

Sie scheinen mich zu meinen, ich kriegs hier bei blogger.com leider nicht hin meinen Namen ins Feld einzutragen sondern bloß unten hin.

Warum sprechen Sie mich an? Haben Sie meine Antwort an Herrn Blume nicht gelesen?
Dort versuche ich doch zu erklären, dass ich nicht von jedem Wissenschaftler „Rede und Antwortô erwarte.

"Die Steuergelder werden in erster Linie für die Forschung bezahlt und nicht fürs Rechenschaft ablegen. Wie immer ist es eine Frage wie viel Geld man für anderes als die Kernkompetenz ausgeben möchte"

Diese Aussage halte ich für sehr bedenklich. Wem soll denn das Wissen letztendlich nützen, wenn es nicht vermittelt wird? Sich vom Volk (der Allgemeinheit) fürs Forschen bezahlen lassen, aber dem Volk nicht die Ergebnisse mitteilen? Soll das in Ordnung sein? Ich möchte nicht wissen wie oft bei uns hochkomplexe Forschungen vom Steuerzahler finanziert werden deren Ergebnisse dann privatwirtschaftlich genutzt werden. Mich deucht in angelsächsischen Ländern ist da die Kontrolle besser.
Es muss ja nicht jeder Wissenschaftler antworten, eine Art "Pressesprecher" könnts ja auch dann und wann.


„Björn Kröger hat immerhin den ersten Schritt gemacht und schreibt ein Blog.“

Anscheinend nicht so gerne.

„Vielleicht wäre der nächste Schritt, dass das interessierte Publikum sich entsprechend schlau macht um zu verstehen über was er bloggt. Sie scheinen sein Blog ja zu lesen.“

Na wenn Sie das Pferd immer von hinten aufzäumen dann Gute Nacht.
Ich wusste nicht, dass man erst studiert haben muss um eine Vorlesung zu besuchen.

Mein Versuch mich "schlau" zu machen bestand darin seine Artikel zu lesen, ich konnte ja nicht ahnen, dass ich vorher mindestens 2 Semester Paläontologie als Vorraussetzung studiert haben soll.

Das ganze begeisterte Publikum des Herrn Prof. Lesch hat bestimmt auch Astrophysik und Quantenmechanik studiert.

Nee danke, auf Ihre Schulmeisterei kann ich dann genausogut verzichten.

MfG corax

Monika Armand hat gesagt…

"Die Steuergelder werden in erster Linie für die Forschung bezahlt und nicht fürs Rechenschaft ablegen. Wie immer ist es eine Frage wie viel Geld man für anderes als die Kernkompetenz ausgeben möchte (Administration, PR)."
Nun, das stimmt ja so nicht ganz, da ein großer Teil in die Gehälter fließt und eigentlich Lehraufträge erfüllt werden müssten....Bei Scienceblogs habe ich mit dem Titel Professor (Un)tat und Wissenschaftlerdasein in Deutschland ein Buch vorgestellt, welches u.a. untersucht, "wie" diese Steuergelder angelegt werden. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass der "Normalbürger" über wissenschaftliches Wissen und Forschungen in Kenntnis gesetzt wird. Welcher Arbeitnehmer kann - im Gegensatz zu Hochschulangehörigen - seine Arbeitsergebnisse selbst vermarkten? Jeder Ingenieur muß seine Entwicklung dem Unternehmen überlassen....

"Björn Kröger hat immerhin den ersten Schritt gemacht und schreibt ein Blog. Vielleicht wäre der nächste Schritt, dass das interessierte Publikum sich entsprechend schlau macht um zu verstehen über was er bloggt."

Diese Aussage kann ich nicht verstehen. Wenn man vom Leser verlangt, er solle sich zuvor schlau machen, damit er einen Wissenschaftsblogger versteht, dann muss man sich fragen, wozu überhaupt Wissenschaftsblogging gemacht wird. Mit einer solchen Anschauung sollte man zumindest keinen Blog unter dem Label "Wissenschaft für alle" betreiben - sofern Herr Kröger selbst eine Anschauung überhaupt vertritt.Denn dann wäre ein solcher Blog bei Scienceblogs tatsächlich völlig fehl am Platze.

Anonym hat gesagt…

Also zur Sache mit der "Informationsverpflichtung gegenüber dem Steuerzahler": ich bin Astronom und Astronomie ist i.A immer Grundlagenforschung. Natürlich fällt immer wieder mal die eine oder andere nützliche Angelegenheit ab (bessere CCDChips für Digicams, Algorithmen zur Bildverarbeitung, andere technische Innovationen,...) - aber prinzipiell erforschen "klassische" Astronomen nichts, das irgendwie lebenswichtig für die Menscheit ist (Stimmt natürlich auch nicht, Themen wie "Weltraumwetter" oder mein Arbeitsgebiet "Kollisionen mit Asteroiden" sind durchaus relevant - aber im Vergleich mit z.B. Medizin oder Biologie hat Astronomie wenig Einfluss auf die Menschen). Natürlich ist Grundlagenforschung trotzdem sehr wichtig - denn damit irgendwann mal irgendwas neues passiert, braucht man eben die Grundlagen (und wenn sich vor rund 100 Jahren Max Planck nicht mal Gedanken über so ein weltfremdes astronomisch/physikalisches Thema wie die Schwarzkörperstrahlung gemacht hätten, dann gäbe es heute u.a. keine Laser - und damit auch keine CDs, DVDs, medizinische Laser und noch hunderte "Alltagsgeräte" mehr). Aber die Wichtigkeit von Grundlagenforschung ist extrem schwer vermittelbar. Ein Biochemiker kann auf die Frage "Zu was ist deine Arbeit eigentlich gut? Zu was brauchen wir Leute wie dich eigentlich? Könnten wir das Geld nicht sinnvoller verwenden?" relativ leicht eine befriedigende Antwort geben (Entwicklung neuer Medikamente, Behandlung von Krebs, etc). Wenn mir als Astronom diese Frage gestellt wird, dann habe ich es ein wenig schwerer zu begründen, warum die Welt Menschen wie mich braucht ;) Im Prinzip läuft es darauf hinaus, das die Astronomie ein Weg ist, mehr über die Welt und das Universum herauszufinden, in dem wir leben. Und das kann nie schlecht sein. Je mehr wir über die Welt wissen, desto eher sind wir auch fähig, sie zu beeinflussen - und vielleicht Probleme zu lösen, von denen wir uns heute noch nicht mal vorstellen können, das sie existieren.
Ausserdem hat die Astronomie noch eine gewissen philosophische Komponente - sie beschäftigt sich mit den Anfängen und Ursprüngen: der Erde, des Sonnensystems, des Universums.
Und DAS sind natürlich fragen, die im Prinzip jeden interessieren. Und ich seh es durchaus als Teil meines Jobs an, Menschen Antwort zu geben, die wissen wollen, was die Astronomen zu diesen Themen zu sagen haben! Gerade die Grundlagenforschung kann es sich nicht leisten, den Kontakt zu den Menschen zu verlieren. Und das passiert aber leider gerade - denke ich zumindest. Darum auch die tendeziell wissenschaftsfeindliche Stimmung in der Öffentlichkeit. Man sieht Wissenschaftler/Grundlagenforscher nicht mehr als wichtigen Teil auf dem Weg zum "Fortschritt" an - sondern als unnütze Geldverschwendung...

Und, um wieder zur ursprünglichen Frage zurück zu kommen, ein gutes Wissenschaftsblog ist genau eines, das diesem Problem entgegenwirkt: das die Menschen wieder näher an die eigene Wissenschaft bringt - egal ob Laien oder Kollegen anderer Disziplinen.

Anonym hat gesagt…

Ich möchte präzisieren was ich meinte mit 'sich selber schlau machen' da dies anscheinend unklar war: Es wird immer jemanden geben der nicht versteht was man schreibt und alle können sich beklagen dass es nicht verständlich genug sei. Die gezogene Grenze wird immer eine willkürliche sein. Daher schlage ich vor, dass nicht eine spezifische Nachfrage das Angebot diktiert, sondern dass jeder für sich schaut wo das Angebot die Nachfrage trifft. Möchte ich einen Blogeintrag verstehen, schlage ich Dinge nach bis ich verstehe was ich verstehen will. Ist mir der Aufwand dafür zu gross, lasse ich es halt (oder frage nach). Ich werde auf jeden Fall nicht dem Blogger vorschreiben wie sie oder er das Blog zu schreiben hat.
Mehr zum Rest ein anderes mal.

Monika Armand hat gesagt…

"Ich werde auf jeden Fall nicht dem Blogger vorschreiben wie sie oder er das Blog zu schreiben hat."

Ja das kann ja keiner ;-))

Nur muss eben ein "hochanspruchsvoller Blogger" dann verkraften, dass die breit gestreuten Erwartungen an "Wissenschaftsblogging" er so nicht erfüllt. Wäre dann nur schön, wenn er dies so kennzeichnen würde und vor allem nicht in einer Bloggemeinschaft bloggt, welche sich zum Ziel gesetzt hat, "Wissenschaft" für ein möglichst breites Publikum zu präsentieren....

Ich kann mir nicht helfen, dass ich über solche Blogger denke, Sie besäßen "akademische Arroganz" und fühlten sich als etwas Besseres, weil sie das Glück hatten zu studieren....und ihre Wissenschaftssprache als "Geheimsprache" incl. "Abwehrschild" nutzen.... Wer so speziell bloggen möchte, sollte sein Ziel im Blog gleich oben drauf schreiben und dann wird keiner etwas einzuwenden haben...;-))

Ralf hat gesagt…

@ Monika Armand:
"Akademische Arroganz" kann mitunter auch ein Zeichen dafür sein, daß ein "Spezialist" sich in die "Geheimsprache" flüchtet, weil er selber unsicher ist ;-)

Generell geht aber meine Frage dahin, ob der, der seine Erkenntnisse für Fachkollegen ins Netz stellen und nur mit denen diskutieren will, nicht mit einer Homepage - eventuell verbunden mit angeschlossenem Forum oder einer Emailgruppe - besser bedient ist als mit einem Blog ?

Monika Armand hat gesagt…

@ Ralf
Ja, so denke ich auch ;-)) Sogar solche Blogs kann man "nur für Insider" betreiben. Blogspot hat 3 Einstellungen:

1. Man bloggt für sich ganz alleine, eine Art Gedankensammlung, Notizblock etc. der Blog wird nicht gelistet und veröffentlicht.
2. Man lädt diejenigen ein, welche den Blog lesen und kommentieren dürfen. Daher ist dieser Blog auch nicht öffentlich.
3. Der öffentliche Blog

Ja über die Beweggründe warum man auf "Fachchinesisch" öffentlich einen Blog betreibt, da kann einem viel dazu einfallen ;-))

Anonym hat gesagt…

Hier noch einen kurzen Kommentar zum Thema der Notwendigkeit und Pflicht der Wissenschaft, Resultate auch zu vermitteln:
Um es gleich vorwegzunehmen, ich finde es wichtig, dass wissenschaftliches Schaffen auch an ein Laienpublikum vermittelt wird. Ich wehre mich nur gegen eine "Wir Steuerzahlende..." Erwartungshaltung. Wer öffentliche Forschungsgelder benutzt, ist Rechenschaftspflichtig. Dafür gibt es Prozesse die dieses gewährleisten sollen. Ich glaube nicht, dass Steuerzahlen alleine irgendwen dafür qualifiziert in diesen Prozess involviert zu sein. Nicht jede und jeder hat automatisch ein Anrecht darauf, alles verständlich erklärt zu kriegen. Wir sind alle in fast allen Themen Laien.
Ich bin aber, auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, der Meinung, dass es im langfristigen Interesse der Wissenschaft ist, diese PR Arbeit zu machen. Blogs sind bestimmt ein Medium um dies zu tun, sicher nicht das einzige und vermutlich nur als Nische.

Anonym hat gesagt…

@Corax

Weil der letzte Kommtar schon eine Weile her ist und ich nicht recht weiß ob der hier wahrgenommen wird verweise ich hier mal auf meinen Beitrag auf
http://www.scienceblogs.de/tiefes-leben/2008/03/weiter-klicken-bei-ordovizium.php

Ich frage mich warum sich Corax so aufregt, warum er so beleidigt ist? Vielleicht weil er meine Abgrenzung vom Wissenschaftsjournalismus als arrogant ansieht. So war das allerdings nie gemeint. Ich halte große Stücke vom Wissenschaftsjournalismus. Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaftsbloggen sind allerdings für mich zwei paar Schuh.

Kariereschädlich ist Wissenschaftsbloggen für mich, weil es mich in meiner Fehlerhaftigkeit, Ambiguität exponiert und weil es zeitaufwendig ist, Zeit die mich von der Wissenschaft abhält. - Nicht weil mir Wissenschaftjournalismus zu trivial etc wäre.. Es ist nun mal so, dass ein Wissenschaftler seinen Lohn nicht für Wissenschaftskommunikation, sondern fürs Forschen erhält. Das hat nix mit Arroganz zu tun.

Allerdings merke ich nicht zum erstenmal dass einem als Wissenschaftler eine extreme Feindseligkeit entgegengeworfen wird die meines Erachtens aus einer Art Neid oder so etwas herrührt.

Dabei gibt es keinen Grund für einen Neid. Die meisten Wissenschaftler sind genauso prekär beschäftigt wie ihre wissenschaftsjournalistischen Kollegen und ihr gesellschaftliches Ansehen nicht unbedingt höher.

Ich bitte also um etwas mehr Nachsicht.

Anonym hat gesagt…

*"There's a fascinating conversation going on right now (led by Janet Stemwedel) to do with bloggers' responsibility to report on peer-reviewed research. Is it ethical for a blogger to simply comment on a press release on new research? Or should a blogger always read the original peer-reviewed journal article?"


Was haltet ihr davon?*

Pressemitteilungen sind als Quellen ausgesprochen problematisch. In einigen Fächern, zum Beispiel Medizin, ist es absolut fahrlässig, vor einer Meinungsäußerung nicht ins Originalpaper reinzugucken. Da wird einfach zu viel Unfug verzapft.

Ich persönlich gucke eigentlich immer zumindest kurz in die Veröffentlichung rein. Dann fällt man auch nicht auf so was rein:

http://fisch-blog.blog.de/2007/11/29/warmere_jahre_mehr_jungs_stimmt_das_wirk~3368620

Monika Armand hat gesagt…

Lieber Lars, vielen Dank für Deinen wertvollen Hinweis. Hier noch einmal Dein Link in "Direktlinkausgabeform", welches ein hervorragendes Beispiel abgibt, wie wichtig es wäre immer die Originalpaper zu lesen:
Wärmere Jahre, mehr Jungs - stimmt das wirklich?

Für den Normaloblogger ohne Zugangsmöglichkeit zu den Originalwerken, ist dies leider oft zu wenig machbar und damit lebe ich und andere "Betroffene" mit einem großen "Risiko", dass hier unseriöse Daten weitergegeben werden. Ich denke, dass ich auf Deinen Hinweis hin mein Verhalten dahingehend ändern werde, dass ich darauf hinweise, die Originalstudie nicht zu kennen. Bei manchen Ergebnissen kann man manchmal - mit Hilfe seiner Erfahrung und des gesunden Menschenverstandes- sagen, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine "Alarmisten-Meldung" handelt.
Und das Buch werde ich mir doch wieder mal unters Kopfkissen legen ;-), natürlich um darin zu lesen...

weightloss programs hat gesagt…

Hallo
Nizza Post, ich mag es, vielen Dank für der Rede wert, Stefanie